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Gelesen. Regener.

Sven Regener: Wiener Straße. Köln: KiWi, 2019.

Anlässlich eines kurzen Berlin-Aufenthalts gelesen.

(Rad fahren ist dort übrigens auch nicht schlimmer als in Eutin, im Gegenteil: es gibt in Berlin sogar Autofahrer*innen, die mit nicht langsamen Radfahrenden rechnen, und es gibt auch Strecken mit guten und breiten Radwegen.)

Küste · Marzipantorte · Spiel · Gedichte.

2020-01-11_120110Während der heutige Tag wieder mit Standardnieselwetter beginnt, schien am Samstag zeitweise die Sonne, daher sind wir rausgefahren nach Niendorf und von dort auf dem Höhenweg des Brodtener Ufers nach Travemünde spaziert. Dort waren wir tatsächlich vorher noch nie, weil wir, wenn uns nach Steilküste war, immer zwischen Rettin und Brodau wanderten.

2020-01-11_133822Wider Erwarten war die Küste gut besucht (hoffte, dass die Leute samstags noch mit Konsum beschäftigt sind), und im Café Marleen bekam man nur mit Glück noch einen Platz, was vor allem einer Geburtstagsgesellschaft im Saal zu verdanken war, die von der Wirtin und der Bedienung mit entschlossenem Frohsinn besungen wurde. Wir schufen indes auf unserem Tisch Platz für Flammkuchen und Tee, indem wir einen Teil der fragwürdigen Dekoration (siehe Bild) auf der Abtrennung aufreihten, was uns wiederum der Gefährlichkeit wegen einen Rüffel vom Kellner einbrachte, bevor er die wertvolle Deko anderswohin in Sicherheit brachte. Die Marzipantorte und der Espresso zum Nachtisch waren mächtig und stark.

2020-01-11_152558Zurück sind wir am Strand gewandert und haben die Wirkung der Ostsee auf die Küste bewundert.

Abends Alhambra (plus Wechselstuben und Diamanten) mit Freunden bei Tee und Weinen, Wurzeln und Haribo-Erzeugnissen.

Am Sonntag Laufen im Regen auf moddrigen Wegen, dann aus Gründen erneute Lektüre der BGVO und Entwurf eines Klausurenplans.

Das nächste Korridorthema für meinen Deutschkurs im 12. Jahrgang wird die Lyrik des 19. Jahrhunderts sein, was eine Fülle an Möglichkeiten eröffnet. Beginnen werde ich mit Goethes »Künstlerlied« und Holzens »Ihr Dach stieß fast bis an die Sterne« (AB), die – entstanden am Anfang bzw. Ende des Zeitraums – über die inhaltliche Gegensätzlichkeit bei gleicher Thematik Anlass zur Problematisierung bieten sollten.

Brodowin.

Die Herbstferien nutzten wir unter anderem auch für einen Aufenthalt von drei Nächten in der Schorfheide – ganz abgesehen davon, dass wir in der Nähe Verwandte besuchen wollten, ist die Schorfheide nicht zu weit weg, zudem alles andere als überlaufen.

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Wir lasen vom Ökodorf Brodowin, wo wir auf jeden Fall unser Lager aufschlagen wollten, und fanden dort Unterkunft in der Ferienwohnung von Siegi’s Landhauspension (nur echt mit Apostroph), die wir schon mal weiterempfehlen können. Besonders gefallen hat uns der hochterrassenartige Balkon, von dem aus man morgens früh schon, mit einem Tee am Tisch sitzend, über die Apfelbäume des Gartens blicken und den Duft des Herbstes spüren kann. Siegis Mann wiederum presst aus diesen Äpfeln (Ontario und Boskop) einen großartigen Apfelsaft, der geschmacklich geradezu überwältigt. Der nächste Geldautomat (für die Barzahlung der Unterkunft) ist übrigens in Angermünde.

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In Brodowin selbst ist zur Nachsaison natürlich nichts los; der lebendigste Teil und Kernstück ist der Hofladen der ehemaligen LPG, nach der Wende umgewandelt in eine Genossenschaft, nach und nach zu einem Vorzeigebetrieb nach Demeter-Standard aufgebaut, der wesentlich für eine ökologisch verträgliche Landwirtschaft im Einklang mit Erfordernissen des Naturschutzes steht und damit die Umgebung des Dorfes prägt. Andere Betriebe haben sich ähnlich ausgerichtet; die Marke Ökodorf Brodowin steht sowohl für die dort erzeugten Produkte als auch für das Dorf insgesamt, in dem (und in dessen Umgebung) die Ökodichte deutlich höher ist als provinzüblich; ein wenig fühlten wir uns an Dörfer im Wendland erinnert. – Und nein, im Schwarzen Adler, der Dorfgaststätte, gibt’s nach 18 Uhr (zumindest für uns überraschend) nix mehr. Gut, dass wir uns vorher im Hofladen mit Brot, Käse und Tee eingedeckt hatten.

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Eine der schönsten Wanderungen dort ist sicher die zur Klosterruine Chorin – auf dem Hinweg über die alte Amtsstraße, auf dem Hinweg durch einen dichten Buchenwald (okay, ein paar Eichen und andere Sorten sind auch dabei), auf dem Rückweg über Theerofen durch einen Kieferforst:



Man kann auf der Wanderung auch einen Abstecher in den Ortskern Chorins machen, um dort vielleicht eine Flasche Mineralwasser erwerben zu wollen, wird allerdings erleben, dass Chorin selbst eine konsumfreie Zone ist.

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Empfehlenswert ist ein Ausflug nach Eberswalde, eine Stadt, in dem wir ebenfalls Anflüge positiver Gestaltung und erfreuliche Zeichen alternativer Kultur und bewussten Wirtschaftens – beispielsweise der Regionalladen Krumme Gurke – bemerken konnten. Die dort unter anderem erworbenen Senfgurken Schwabecker Gold hatte ich ganz vergessen – werden heute probiert sind köstlich! Erst beim Nachlesen habe ich erfahren, dass es in Eberswalde eine Hochschule für nachhaltige Entwicklung gibt, deren Einfluss man deutlich bemerkt.

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Als Abschlusswanderung sind wir am Abreisetag noch die Runde um die Brodowiner Seen spaziert, eine Strecke, die ich an einem Morgen zuvor auch gelaufen war.

Album Brodowin und Umgebung.

Mal seh’n: Torpus & The Art Directors.

Set ich die Music For A Found Harmonium des Penguin Cafe Orchestra kenne, schätze ich das Instrument. Und wenn dann eines auf der Bühne steht, da man mit Freunden unpassenderweise aus den plüschigen Sesseln eines von einer Kulturinitiative geretteten ehemaligen Verzehrkinos auf die Bühne schaut, verzeiht man auch, dass einige Songs der Band in den Plattenaufnahmen ein wenig zu glatt daherkommen, denn in der Live-Darbeitung überzeugen die Fünf Freunde von Torpus & The Art Directors auf angenehme, ehrliche und friedliche Art & Weise, die auch durch gewagte Experimente mit Rückkopplungen, Rhythmusmaschinenrhythmen von Tonbandkassette in Radiorecorder und kraftvoll bäriger Mehrstimmigkeit in ihrer unschuldigen Freude an der Musik und unbestrittenen Musikalität nie in Frage gestellt wird. Neben dem Harmonium gibt es übrigens auch ein Schlagzeug und Perkussionsinstrumente, diverse Gitarren, einen E-Bass und einen Kontrabass, ein Glockenspiel, eine Mandoline, ein elektronisches Ding mit kleiner Klaviertastatur sowie Posaune und Trompete. (Das Banjo hat Ove leider nicht mitgebracht.) – Eine Empfehlung für den Rest ihrer gerade begonnenen Tour der unbestritten norddeutschen Combo.

London 2015 – Tag 8 (und Schluss).

2015-07-29_172152Vorher: Tag 1Tag 2Tag 3Tag 4Tag 5Tag 6Tag 7.

Der achte Tag heißt Abschied nehmen von einer uns vertraut gewordenen Wohnung. Da wir erst nach 15 Uhr fliegen, lassen wir uns mit dem Frühstück, Aufräumen, Packen und Wohnung Säubern viel Zeit, bevor wir uns dann zu Fuß wieder zur tube begeben.

Gepäck aufgeben, warten; Sicherheitskontrollen, die mich nie ein Freund des Fliegens werden lassen; wieder warten. Noch rasch für die Eltern einen Malt im Duty-Free-Shop und für uns selbst noch die eine oder andere Zeitschrift im Airport-Kiosk besorgen. Warten. Fliegen selbst: klar, kennt man, kein großes Ding, macht man lässig. Danach übrigens wiederholt wieder: warten (auf die Grenzkontrolle, aufs Gepäck, auf die S-Bahn).

Insgesamt: ein ereignisreicher Urlaub, allerdings – wie Städteurlaube immer – natürlich auch anstrengend. War fein, noch einmal zu viert unterwegs zu sein. Nach London – und auch in unsere Wohnung – bei Gelegenheit gern wieder!

London 2015 – Tag 7.

2015-07-28_164653Vorher: Tag 1Tag 2Tag 3Tag 4Tag 5Tag 6.

Der sechste Tag beginnt für mich mit einem Lauf zum Parliament Hill und den Parkland Walk entlang, einen schmalen Parkweg auf einer ehemaligen Bahntrasse, den Kind 1 am vorherigen Tag entdeckte (die Schlenker oben links auf der Route zeigen die Stelle, wo ich mich mal wieder rettungslos verlaufe und die Straße, die ich mir extra gemerkt hatte, suche, bevor ich dann doch wieder das Navi anwerfe).

Ansonsten lassen wir den Tag nach einem formidablen Frühstück gemächlich angehen und starten erst am frühen Nachmittag Richtung Themse. Herzallerliebste und Kinder werden nochmals in der Innenstadt ein paar Geschäfte besuchen und danach Kensington Gardens, ich möchte endlich einmal in die Tate Modern.

2015-07-28_150541Die Ausstellung moderner Kunst zeigt sich in einem früheren Ölkraftwerksbau, dessen damalige Turbinenhalle in ihrer nun eindrucksvollen Leere die Besucher_innen berührt und insbesondere Jüngere zum begeisterten Herumtoben animiert.

Ansonsten ist es natürlich großartig, Werke von Pablo Picasso, Wassilij Kandinsky, Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Nam June Paik, Joseph Beuys, Georg Baselitz und vielen anderen im Original zu sehen. In ehrfürchtiger Begeisterung schleiche ich von einem zum anderen. Außerdem beeindruckt haben mich die Bilder (beispielsweise dies) von Meredith Frampton, den ich bislang nicht kannte. Nach ein paar Stunden allerdings bin ich dann auch ausreichend kunstgesättigt, die Zeit des Treffens mit dem Rest der Familie steht an.

2015-07-28_164630Von der Millennium Bridge hat man nicht nur einen guten Blick auf die Tate Gallery, sondern auch auf Shakespeare’s Globe nur ein paar Meter weiter – auf dem Bild zu sehen im Ensemble von alt und neu (das Globe trotz des Altes nachbildenden Aufbaus ein neues Gebäude).

Die Karten für eine Aufführung haben wir schon vorab bestellt und holen sie noch rasch ab, bevor wir dann aber erst noch einmal zum frühen Abendessen und ein Pint Bitter ins The Old Kings’s Head verschwinden.

2015-07-28_190053Eine gute halbe Stunde vor Beginn stehen wir dann in der Schlange vorm Theater und es ist auch schon höchste Zeit. Beim Anstehen haben wir noch Zeit, die Warnschilder zu betrachten (und ggf umzukehren). Measure for Measure wird gegeben, in Selbsterkenntnis unseres Standes haben uns die Stehkarten fürs einfache Volk (für unschlagbare 5 £) – und nicht etwa Galeriekarten für feine Pinkel – besorgt, das Stück vorher zumindest in der Übertragung ins Deutsche gelesen (andere lassen es sich kurz zusammenfassen oder sehen ins Programmheft): wir sind vorbereitet.

Nicht allerdings auf das, was kommt: früh genug erschienen, steht nur eine Reihe anderer Zuschauer vor uns, wir also fast direkt mittig vor der Bühne. Kurz vor Beginn des eigentlichen Stücks wird eine burlesk-burschikose radauhafte Eingangsszene gespielt, die die einfachen Figuren der Komödie einführt. Dabei stürmen die Schauspieler durchs Publikum, brüllen und rasen, keifen und lachen, singen und schreien, wie es dem geplant furiosen Anfang entspricht. Spätestens jetzt weiß der_die geneigte Zuschauer_in: mit einem modernen Problemdrama hat dies nichts zu tun. Das Stück macht Laune, die Schauspieler sind hochprofessionell – jede kleine Geste, jeder Einsatz sitzt, und das Ensemble versteht es, das Publikum binnen Minuten von brüllendem Lachen zu Tränen des Mitgefühls zu führen.

Natürlich kann man spätestens zur Pause eigentlich nicht mehr stehen, doch trotz der körperlichen Anstrengung ist eine solche Aufführung ein echtes Erlebnis. Kind 1 kritisiert die zu platte Einführung (verständliche Kritik, weil etwas sehr brachial volkstümlich – Shakespeare selbst allerdings war ja in den Volkshandlung zeigenden Passagen auch eher deutlich anzüglich als dezent, insofern also passend); insgesamt aber empfehlen wir eine solche Aufführung unterm freien Himmel (nur die Feine-Pinkel-Plätze sind überdacht, was, wie Kind 2 meint, klasse ist, weil man während langweiliger Stellen dann mal in den dunkler werdenden Himmel blicken kann) als obligatorischen Bestandteil eines mehrtägigen Londonbesuches.

Zu Tag 8 (und Schluss).

London 2015 – Tag 6.

2015-07-27_123254Vorher: Tag 1Tag 2Tag 3Tag 4Tag 5.

Früh aufstehen ist angesagt, denn heute löst Kind 2 ein Geburtstagsgeschenk ein – einen Gang durch die Harry-Potter-Studios. Glücklicherweise darf ich mitkommen, sodass Kind 1 und die Herzallerliebste sich überlegen, den Tag stattdessen langsam angehen zu lassen und dann den abgebrochenen canal walk von Tag 3 wieder aufzunehmen.

Zu zweit nutzen wir nun also schon ganz routiniert die üblichen Wege – Bus bis zur Holloway Road Station, dann die tube, müssen einmal umsteigen, um zur Victoria zu gelangen, wo uns der Bus um 10 Uhr abholen wird: wir haben ein Komplettpaket gebucht, mit dem wir hin und zurück gebracht werden.

2015-07-27_133418Gut eineinhalb Stunden dauert die Fahrt bis zu den ehemaligen Studios der Warner Brothers, in denen sich die Aussicht vom innerstädtischen Trubel über vorstädtische Tristesse bis zur Industriebrache wandelt. In dieser Zeit kann man ein wenig über die Einnahmen der Filmfirma nachdenken, die angesichts der Eintrittspreise (für uns beide inklusive Hin- und Rückfahrt beispielsweise gut 120 £, also um und bei 170 €!) und der Massen an Besuchern exorbitant sein müssen – zu schweigen von den Umsätzen mit Merchandising-Produkten im dazugehörigen Shop. Das Känguruh würde sicher einiges dazu zu sagen haben. Doch ich freue mich lieber, dass ich Kind 2 begleiten darf, das nun, da wir angekommen sind auf einem Parkplatz im Nirgendwo vor den Toren Londons, schon ein wenig Aufregung spüren lässt.

2015-07-27_123446Die Eintrittskarten sind mit einem Timeslot versehen, in dem der Einlass möglich ist. Trotzdem müssen wir ein wenig warten, weil die Besucher in Schwüngen von um die 100 Personen eingelassen werden. Das steigert die Spannung, und man darf schon mal einen Blick auf Harrys Schrank unter der Treppe werfen. Die meisten der Besucher sind übrigens Erwachsene – und allenfalls die Hälfte haben ein oder mehrere Kinder zur Entschuldigung mitgebracht.

2015-07-27_123745Wir werden eingelassen. Zunächst in einen Vorsaal, in dem nach einer kurzen mündlichen Einführung des guides beidseitig eine Art Diashow mit Eindrücken aus den Filmen abläuft, dann in den Kinosaal, in dem ein Film gezeigt wird, in dem die Schauspieler_innen der drei Hauptcharaktere ihre Zeit in den Studios einordnen und dies immer wieder von besonderen Szenen aus den Verfilmungen ergänzt wird. Danach lässt die Tourleiterin ein Kind das Portal in die Große Halle öffnen – fertig eingedeckt für den Empfang der Schüler_innen Hogwarts’. Auch in diesem Teil erklärt der guide noch viele Details, bevor er uns alle dann in die Halle entlässt. Von hier an bewegen sich alle Besucher_innen individuell, wir können uns also beliebig viel Zeit für einzelne Ausstellungsstücke nehmen (für uns ist nur wichtig, dass wir den Bus in drei Stunden wieder erreichen). In den zwei Hallen verläuft sich die Menge der Besucherinnen glücklicherweise auch ziemlich.

2015-07-27_131656In den Hallen wird angesichts der Ausstellungsstücke Verschiedenes deutlich: man mag die Verfilmungen gegenüber den Büchern für vereinfacht halten (sie sind es zwangsläufig), das ganze Unternehmen ist ein kommerzielles und was derlei Kritikpunkte weitere sind – aber die Handwerker_innen, die diese Filme hergestellt haben, haben Außerordentliches geleistet. An keiner Stelle wurde geschludert, die kleinsten Details sind durchdacht und fast liebevoll umgesetzt.

In den Hallen sieht man Räume (beispielsweise den Schlafraum der Jungs, die Küche der Weasleys etc.) und Objekte aus den Filmen, Informationstafeln klären über Hintergründe und den Schaffensprozess auf, sodass der_die geneigte Betrachter_in auch abseits von Harry Potter viel über die Entstehung von Filmen lernen kann.

2015-07-27_134936Zwischendurch kann man ein Butterbier (und anderes) zu sich nehmen – wir belassen es bei einem pro Person, obwohl es ausgewiesenen Süßmäulern durchaus mundet. Nach dem Fahrenden Ritter und Harrys Geburtshaus in Godric’s Hollow (in Originalgröße erbaut für ein paar kurze Szenen im Film) findet man in der zweiten Halle eine Ausstellung von Skizzen und Modellbauten, sodass der Prozess vom Buch zu ersten flüchtig skizzierten visualisierten Ideen, von diesen über Bilder, die Stimmungen ausprobieren sollten, und genaue technische Zeichnungen zum Modell in Papier und anderen Materialien, mit dessen Hilfe beispielsweise Kameraeinstellungen schon vorab geplant werden konnten, nachvollziehbar wird.

2015-07-27_134540Zum Abschluss spaziert man dann noch durch die Winkelgasse. Das anschließende allerletzte Ausstellungsstück ist ein Raum, in dem die Regale bis zu denn Decken gefüllt sind mit Zauberstabschachteln wie bei Ollivanders – nur ist eine jede mit einem Etikett versehen, das genau einen Namen trägt, für jede_n Mitarbeiter_in des Films findet sich in den Regalen so eine Erinnerung.

Danach geht’s nur noch in den Shop, in dem es alles gibt, was des Fans Herz begehren mag. Die Entscheidungen fallen schwer (die Preise sind hoch, und selbst in Zaubererkreisen ist Geld ja nicht beliebig vermehrbar), letztlich geht aber kein Besucher ohne gefüllte Tasche nach Hause.

Lohnt es sich? Ja, für Kenner von Buch und Film durchaus – wer nur an Filmtechnik etc. interessiert ist, findet in einem beliebigen Filmmuseum ähnliche Informationen zu deutlich günstigeren Preisen. Wir fanden’s aber klasse und ich freue mich, dass ich das mit Kind 2 erleben durfte!

[Update 3.11.2015: Das britische Fremdenverkehrsamt hat inzwischen eine informative Seite zu den Drehorten der Harry-Potter-Filme veröffentlicht, auf die ich gern hinweise. (Ich betrachte das als verspätete Gegenleistung für große Mengen an Katalogen und Broschüren, die das Amt mir in früheren Jahren auf Anforderung schickte, obwohl es dann leider doch nicht für einen Urlaub dort gereicht hat.)]

Zu Tag 7.

London 2015 – Tag 5.

2015-07-26_144337Vorher: Tag 1Tag 2Tag 3Tag 4.

Der fünfte Tag war wieder ein nasser, und klug geworden durch unsere Erfahrungen am dritten Tag nehmen wir uns diesmal das British Museum, das ich bislang nur als Titelbestandteil eines David-Lodge-Romans kenne, als Ziel vor. Seltsamerweise sind auf diesen Gedanken auch schon andere gekommen, sodass man erst einmal eine Weile im Nieselregen anstehen muss, bevor man in das Gebäude eingelassen wird.

2015-07-26_144418Auch innerhalb des Museums ist es voll, doch konzentriert man sich auf die Exponate und blendet anderes aus, ist die Menge erträglich. Ausnahmen von dieser Regel stellen die Stars – wie etwa der Rosetta Stone – dar, die deutlich umlagert werden. Die Helme aus Sutton Hoo (tatsächlich sind es Rekonstruktionen, weil die Originale bei der Bergung zerstört wurden) wiederum, die ich sehen wollte, weil wir vor einigen Jahren einmal in der Nähe der Ausgrabungsstelle ein Ferienhaus gemietet hatten, waren genauso problemlos zu besichtigen wie die Themenhalle zur Aufklärung, die Räume zum Design des 20. Jahrhunderts und andere mehr – und das an einem regnerischen Sonntag bei freiem Eintritt!

2015-07-26_151222Die Exponate lassen verstummen: wer eine mehr als dreitausend Jahre alte assyrische Keilschrifttafel in ihrer überwältigend schlichten Schönheit sieht, fragt sich vielleicht, was von unserer Zivilisation einmal übrig bleibt – in dreitausend Jahren mag ein forschendes Wesen überlegen, warum in weiten Teilen der Welt handgroße rechteckige, jedoch funktionslose Artefakte mit glasharten Oberflächen gefunden werden, und wird dies möglicherweise einer kultischen Bedeutung zuschreiben, scheint doch ein_e jede_r diese Objekte bei sich getragen zu haben im Moment des Großen Untergangs.

2015-07-26_153306Nach gut zwei Stunden Herumstreifens allerdings haben wir uns dann wie verabredet in der Eingangshalle wiedergetroffen. Nur wenige Schnittmengen gibt es bei den Eindrücken, von denen wir uns erzählen; zu groß ist das Museum, zu kurz war die Zeit. Doch es ist einmal wieder frische Luft nötig, sei sie auch feucht, und so haben uns Londons Straßen wieder.

2015-07-26_163955In einem nahegelegenen Kettencafé nehmen wir einen Tee und Stückchen Kuchen zu uns, spazieren noch ein wenig durch die Stadt, besichtigen den viktorianisch kitschigen Bahnhof St Pancras und fahren dann nach Hause. Postkarten wollen geschrieben werden, zudem müssen wir heute auch früh ins Bett, denn am folgenden Tag ist vergleichsweise zeitig aufzustehen.

Zu Tag 6.

London 2015 – Tag 4.

IMG_0244Vorher: Tag 1Tag 2Tag 3.

Der vierte Tag begann aufgrund feinsten Wetters wieder mit einem Lauf, diesmal durch Crouch End zum Alexandra Park. Weil ich auf der Karte nur nach einer anzusteuernden Grünfläche gesucht hatte, war ich ganz überrascht vom Anblick des 1873 erbauten, wenige Monate später abgebrannten und schon 1875 neu eröffneten Alexandra Palace, der als »People’s Palace« beworben wird und als Veranstaltungszentrum dient.

IMG_0250Eine Plakette am Gebäude macht darauf aufmerksam, dass mittels des Sendeturms am Palast die BBC im Jahre 1936 das erste HD-Fernsehprogramm ausstrahlte. Da ich mich um das Gebäude herum und in Richtung der Stadt erst einmal eine Weile umsah – wie vom vorher besuchten Parliament Hill kann man auch hier einen Blick auf die Skyline Londons werfen –, war für einen ausführlichen Lauf im Park selbst gar keine Zeit mehr und ich kehrte auf fast demselben Weg wieder zurück (Karte).

2015-07-25_142041Nach dem Frühstück starteten wir dann in die Stadt, stiegen irgendwo inmitten der größten Sehenswürdigkeitendichte aus und spazierten dann aufs andere Ufer der Themse. Von hier aus sind prägende architektonische Abenteuer Londons gut zu besichtigen, gerade im Gegeneinander modernster Einfälle und wohlgepflegter Reste früheren Schaffens.

2015-07-25_163428Ein spätes Mittagessen nahmen wir dann im The Old King’s Head ein: außer typischen Pub-Gerichten wie einem Ploughman’s Lunch gibt es dort, wenn man Glück hat (hatten wir), auch vegetarische Lasagne und ebensolches Chili. Große Tassen Tees werden auch serviert (wenn die Bedienung gerade grantig ist, gern auch schon mit Milch) und das Bitter dort ist auch nicht zu verachten.

2015-07-25_165659Nach einer guten Weile im Pub waren die Reserven wieder gefüllt und wir konnten in den nahe gelegenen Borough Market weiterschlendern. Zum Glück waren wir satt, so konnten wir den Lockungen der Händler_innen an den Ständen weitgehend widerstehen – aber ein Nachtisch in Form eines köstlichen Schokokuchens mit Haselnüssen musste dann doch noch mit.

2015-07-25_181921Die Tower Bridge sah ich zum ersten Mal und habe sicher eine Fantastillion Fotos gemacht, um nur ja sicher sein zu können, dass sie gut getroffen sei. Ihr kennt sie natürlich schon längst, und so wird sie hier nicht gezeigt. Wir entfernten uns vom Ufer und suchten die nächste Station der tube, um nun gemeinsam nach Hampstead Heath zu fahren.

2015-07-25_205547Weil wir von einer anderen Seite aus in den Park kamen als bei meinem ersten Kurzbesuch, erkannte ich gar nichts wieder und wir irrten erst einmal eine Weile durch den Park, bevor wir auch hier die Satellitennavigation zur Hilfe nahmen, was allerdings durch eine Baustelle mitten im Park (Neuanlegen eines Teiches), die einige Wege unterbrach, erschwert wurde. Rechtzeitig aber eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang trafen wir dann doch auf dem Parliament Hill ein, setzten uns an den Wegrand, bestaunten die Kulisse und die Atmosphäre (es hatten sich so einige Menschen hier versammelt). Aufgrund irgendeines geologisch-atmosphärischen Phänomens beleuchtet die Sonne kurze Zeit nach dem eigentlichen Verschwinden noch ein letztes spektakuläres Mal die Gebäude in der Stadt, bevor sie dann für den Tag endgültig verschwindet.

Wir machten uns auf, zu Fuß nach Hause.

Zu Tag 5.

London 2015 – Tag 3.

2015-07-24_112346Vorher: Tag 1Tag 2.

Für den dritten Tag – wir sind inzwischen beim 24. Juli – haben wir uns einen Spaziergang am Regent’s Canal entlang vorgenommen. Dieser führt quer durch Londons Norden, aufgrund von Höhenzügen, die er durchquert, allerdings teilweise durch nicht begehbare Tunnel. Wir entscheiden uns daher dafür, hinter dem letzten Tunnel zu beginnen und den Kanal dann bis Little Venice zu begleiten.

2015-07-24_125403Bei der Planung hatten wir allerdings nicht bedacht, dass es in London auch regnen könnte: unsere letzten Kurzaufenthalte in London waren jeweils geprägt von hochsommerlicher Hitze, schon die relativ kühle Witterung der ersten Tage war eher eine Überraschung für uns. Da die Möglichkeit von Regen nicht vorgesehen war, machten wir uns nach einem etwas ausführlicheren Frühstück (inzwischen hatten wir auch Haferflocken, frisches Obst und Joghurt erworben, weil Toast allein auch nicht das Wahre ist) mit einer angemessen Menge Tees trotz feinen Niederschlags, den wir als Zeichen für das baldige Aufklaren deuteten, auf den Weg und fuhren mit dem Bus zunächst Richtung Muriel Street, wo wir die Wanderung am Tunnelausgang begannen.

2015-07-24_115349Am Kanal ist es auch recht schön und vor allem so gut wie menschenleer, und ich vermute, das liegt nicht nur am etwas stärker werdenden Nieselregen. Es liegen die üblichen englischen Kanalboote in unterschiedlichen Erhaltungszuständen am Ufer, das Ufer ist grün, zuweilen gibt es Reste früherer Industrien und Handelsstationen zu sehen, ab & zu kann man Touristen beim Schleusen zusehen (meist kurbelt und schiebt die Frau, während der Mann am Steuer und Gashebel steht).

2015-07-24_115504Mit der zurückgelegten Strecke verändert sich der Regen vom Niesel- zum veritablen Dauerregen, und als wir uns trotz Regenbekleidung nass genug fühlen, brechen wir die Wanderung bald nach dem Londoner Zoo (durch dessen Gelände Kanal und Weg führen) ab, suchen uns einen Doppeldecker und fahren in die Innenstadt.

2015-07-24_125203In der Charing Cross Road soll der flagship store von Foyles stehen, die Gerüchte trügen nicht, und auch wenn man im Café im Obergeschoss leider keinen Platz für uns frei gehalten hat, kann man die nächsten zwei Stunden problemlos in den verschiedenen Abteilungen verbringen.

Nimmt man die sich aus der Existenz solcher Buchtempel ergebende Aufgabe ernst, wird offenbar, welches Unrecht in der Notwendigkeit von Erwerbsarbeit steckt. Ich würde ja gern mal ein wenig vorspulen bis Sternzeit 41509,1, in der die Konzentration auf die wesentlichen Aufgaben des Menschen möglich sein wird! (Diverse Anschaffungen aus dem Foyles-Aufenthalt werden beizeiten in der Leseliste erscheinen …)

Weil der Regen nicht weniger wird, machen wir uns nach dem Stöbern auf nach Hause, wo wir etwas Feines kochen, lesen und eine [Kind 2 insistiert:] deutlich mehr als eine Folge Game of Thrones gucken.

Zu Tag 4.

London 2015 – Tag 2.

2015-07-23_110417Zu Tag 1.

Schon zuhause hatte ich per Google Maps erkundet, dass Hampstead Heath ganz in der Nähe unserer Wohnung lag, einen Ausdruck mit einer Strecke dorthin erstellt, den ich zur Orientierung mitnehmen konnte, sodass ich mich, als ich um 6.30 Uhr erwachte, nur noch rasch zum Laufen kleiden und dann starten konnte.

Wie üblich verirrte ich mich schon nach wenigen Straßen, weil ich in Gedanken versunken irgendeine winzige Abzweigung nicht bedacht hatte, sodass ich auf das ausnahmsweise mitgetragene Smartphone zurückgreifen musste. Auf diesem findet sich die App Here, die löblicherweise die Navigation auch ohne Netzverbindung zulässt (wenn man die entsprechenden Karten beispielsweise vorab im heimischen WLAN herunterlädt), und die mir, der ich keinen Orientierungssinn mitbekommen habe, nicht nur in dieser Situation sehr hilfreich zur Seite stand.

2015-07-23_103501Nach dem Lauf (hier die Karte) inklusive einem Blick vom Parliament Hill auf die Innenstadt sowie einem geruhsamen Frühstück mit Toast und Frank Cooper’s Fine Cut Oxford Marmalade (tatsächlich ist sie aus Orangen gefertigt) machten wir uns auf den Weg zu den Camden Markets und tranken bei einem Straßenbarista auch mal einen Kaffee unterwegs.

2015-07-23_112447Handel wird mit allem möglichen und unmöglichen Schnickschnack getrieben, in Ladengeschäften, Hallen (Camden Lock Market) sowie früheren Stallgebäuden (Stables Market). Insgesamt ist das Angebot so überwältigend, aber auch so deutlich touristenorientiert, dass der Eindruck zwar interessant ist, allerdings kaum zum Kaufen einlädt. Zudem füllten sich die Märkte im Laufe unserer Anwesenheit noch weiter, sodass wir nach ausreichend langem Stöbern den Massen auswichen.

2015-07-23_170341Wir sind dann durch den Regent’s Park in die Baker Street spaziert, haben dort die lange Schlange vor dem Sherlock-Holmes-Museum betrachtet; statt uns dort anzustellen (ohnehin die falsche Hausnummer!), sind wir lieber in die Savile Row flaniert, wo wir den Herrenschneidern in den Souterrain-Werkstätten bei ihrem Handwerk zusehen konnten – was mit doppeltem Genuss geschieht, wenn man auf einen gemeinsamen Kinobesuch von Kingsmen – The Secret Service zurückblicken kann.

2015-07-23_171023Ein weiteres durch Kind 2 festgelegtes Ziel war der »Megastore« des Fachgeschäfts für »Cult Entertainment«, ForbiddenPlanet. Im Erdgeschoss findet sich hier eine Sammlung käuflicher Devotionalien zu allen Film- und Fernsehserien, die sich in den letzten Jahrzehnten eine konsumtechnisch ausreichend große Zielgruppe sichern konnten, seien es Breaking Bad, Harry Potter, StarWars, Big Bang Theory, Supernatural oder was auch immer. Das Merchandising war auf allen Gebieten sehr einfallsreich und wir Provinzler haben schon sehr gestaunt, was für Unfug man anbieten kann, wenn der Bezug für den_die Käufer_in stimmt. Das gesuchte Poster allerdings war nicht vorrätig und sollte erst vielleicht in einigen Tagen nachgeliefert werden.

Viel interessanter jedoch war das Untergeschoss, in dem das Gleiche in Buchform wiederholt wurde: Nerdliteratur und Comics in allen Facetten und in flabbergastierender Auswahl für beiläufige Fans und insistierende Spezialisten. Recht froh war ich um die Ausdauer der sich noch im Angebot verlierenden Familienmitglieder, weil im Laden ein Aushang ein besonderes Event ankündigte, das ich zunächst gar nicht für realistisch annahm, weil ich vom entsprechenden Buchprojekt noch nicht gehört hatte: A. L. Kennedy sollte ihren Beitrag zum Doctor-Who-Universum signieren! Die A. L. Kennedy? Ja, die A. L. Kennedy!

2015-07-23_180505Für mich natürlich ein Grund, doch ein Buch zu erwerben, obwohl ich Bücher zu Fernsehserien aus Gründen gar nicht schätze – aber wann hat man schon einmal die Gelegenheit, ein paar Worte mit A. L. Kennedy zu wechseln (was während des Signierens problemlos möglich war, weil der Andrang gegen Null tendierte: nie bildete sich auch nur der Anflug einer Schlange zum Anstehen; offenbar divergierten die Güte des Angebots und die aus dem Publikum des Ladengeschäfts sich ergebende Teilmenge an Interessierten)?

2015-07-23_130154Nachdem auch diese Station abgehakt war, sind wir zur tube, haben nahe unserer Unterkunft das Angebot des nahen Sainsbury’s local erkundet und sodann mit Basmatireis, Sharwoodsauce und Mango- und Ananasstücken aus dem Frischeregal um viele Eindrücke reicher ein rasches und notwendiges Abendessen bereitet.

Später Lektüre und Pirates of the Caribbean I in English.

Zu Tag 3.

London 2015 – Tag 1.

2015-07-22_124639Vorher besorgt man sich über AirBnB eine feine Wohnung mit ausreichend Bücherregalen, bucht Hin- und Rückflug zwischen HAM und LHR und lässt sich von Transport for London die Travelcards schicken. Beim Packen kann der Gewichtsbeschränkungen wegen eine Kofferwaage hilfreich sein. Am Tag vor dem Flug erledigt man den Online-Check-In (man verzeiht derlei Ausdrücke, weil es sich um eine englischsprachige Fluglinie handelt).

Am ersten Tag dann lässt man das Auto stehen, fährt stattdessen mit dem Taxi zum Bahnhof, von dort mit Zügen und S-Bahn zum Flughafen 2015-07-22_133413 in die große Stadt, gibt am Bag Drop seine Koffer auf (ist sich der Doppeldeutigkeit bewusst) und langweilt sich noch ein wenig, bis es nach der Sicherheitsschleuse zum Boarding geht. Damit sind wesentliche Schranken beseitigt und keine Ausreden mehr möglich, man folgt dem Rest der Familie in den Airbus A 319, sucht sich seine Plätze und schnallt sich so fest wie möglich. Startet der (fast erste) Flug, verbirgt man vor den routinierten Vielfliegern seine Höhenangst und den Nervenschock ob des momentan fühlbaren Durchsinkens des Flugzeugs beim planmäßigen Verlieren des Bodenkontakts im betont lockeren Parlieren mit Kind 2, das neben einem interessiert aus dem Fenster äugt.

2015-07-22_141152Konzentriert man sich auf das (wegen verdreckter Scheiben und allfälliger Reflektionen vollkommen blödsinnige) Fotografieren von Landschaft und Wolken und das Konsumieren von Chips in Kinderportionen, lässt sich die gute Stunde Flugzeit einigermaßen problemlos durchstehen, wenngleich man sich gleich zu Beginn der Existenz von Waste Bags versichert hat und zu ignorieren versucht, dass die Reiseflughöhe 10 km überschreitet. Die Landung in Heathrow gelingt formidabel und man ist versucht, dem Piloten, der sich mit seiner Crew zum Abschied am Cockpit aufstellt, die Enden sämtlicher Extremitäten zu küssen.

2015-07-25_113837Da man nicht direkt am Terminal angedockt hat, ist eine keltischen Schmuckmustern folgende Odyssee über das Flughafengelände mit dem Bus vonnöten, bevor man nach der Passkontrolle sein Gepäck zurück erhält. Die folgende Fahrt mit der tube (Picadilly Line bis Holloway Road Station) dauert über ein Stunde, dafür aber ist ein Umsteigen nicht nötig und durchleuchten lassen muss man sich auch nicht.

In der Wohnung angekommen, freut man sich über den Anblick, lässt zunächst alle Koffer und Taschen auf den Boden, sodann sich selbst entspannt aufs Bett fallen, ruht wenige Minuten aus, bereitet und trinkt rasch einen Tee, bevor die unmittelbare Umgebung zu Fuß erkundet wird. Im The Landseer gibt’s dann auch das ersehnte Bitter, das wir an den Tischen vor der Tür genießen können. Der Rest des Tages gehört der Erkundung der mitgemieteten Bücherregale, die ihre nerdigen Schwerpunkte in der Science fiction, auf klugen Sachbüchern (Bakewells Montaigne-Buch steht jetzt auf meiner Leseliste) computerorientierter Literatur (Gardner, Hofstadter, selbst Knuth’ Art of Computer Programming findet sich hier!) sowie Comics tragen.

Zu Tag 2.

Eindrücke aus Paris.

Paris: eine Stadt der Touristenmassen – kaum fassbar, dass noch eine weitere hier existieren soll.

montmartre

Als ich frühmorgens von der Jugendherberge kommend durch die Straßen des 20., 11. und 12. Arrondissements laufe, um einen raschen Blick auf die Seine zu werfen, begegnen mir nicht nur sechs andere Läufer, sondern auch ebenso viele Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts, die Inhalte von Abfalleimern nach Brauchbarem untersuchen. Die Suchenden sind nicht mehr zu sehen, wenn gegen 10 Uhr die Touristen auf die Straßen strömen …

Auf dem Friedhof Père Lachaise, den ich umrunde, liegen viele bekannte Menschen begraben. –

Später steigen wir in Trocadéro aus der Métro, und schon bald begegnen wir den Schwarzen, die an Ringen, großen Schlüsselbunden ähnlich, Repliken des Eiffelturms in verschiedenen Größen feilbieten. Immer neue Konkurrenten der ersten Straßenhändler ersetzen während unseres Spaziergangs zum Turm die alten, und sie alle murmeln, flüstern, rufen, beten die gleiche Litanei der Preise und Rabattmodelle.

Unterm Turm dürfen sie nicht verkaufen, sie werden wahlweise von Polizisten oder von Militärs vom Platz gejagt. Unterm Turm dürfen nur die Touristen anstehen.

Der Weg zum Montmartre hinauf und der Blick über die Dächer.

schornsteine

Nirgendwo anders in Frankreich wurde das Geld für die Café-Rechnung so rasch vom Tisch gerafft wie hier in Paris.

Hergé-Museum in Louvain-la-Neuve.

2011-07-06_092957b Ein architektonisch gewagtes Gebäude, angrenzend an ein Viertel von Neubaublöcken: das Musée Hergé (Flash-Alarm! – alternativ: Wikipedia-Artikel) im neuen Löwen, Sitz der französischsprachigen Sektion der Universität Löwen – der alten flämischen Sektion in Löwen zur Konkurrenz erbaut.

Das Museum zu Ehren Hergés: was sichtbar ist von außen, zeigt viel Leere, Raum, in dem außer den Wandbemalungen – vergrößerte Reproduktionen von Details aus Hergés Zeichnungen – wenig an den Künstler erinnert.

Durch Brücken verbunden abgeteilte verdunkelte Räume, die in einer festen Abfolge durchschritten werden sollen. Begleitung: ein Audioguide, in diesem Fall ein iPod touch, der mit vielen zusätzlichen Informationen, Filmen, Tondokumenten, Quizaufgaben (für die Jüngeren unter den Betrachtern) zu den Exponaten versehen ist – ein feines Konzept, das sowohl dem oberflächlich als auch dem genauer hinsehenden Betrachter entgegenkommt und zudem die Kinder begeistert, die auf diese Weise sehr selbständig und elternunabhängig durch die Ausstellung wandern können.

Die einzelnen Räume sind reichhaltig bestückt mit Grundlegendem und Hintergründigem zu Hergés Leben und Werk, die Dokumentation spart dabei bei aller Wertschätzung kritischere Töne bezüglich Hergés fragwürdigen frühen Comics nicht aus.

Neues erfährt der Tim-und-Struppi-Leser zum Beispiel über Hergé als Werbegrafiker: mit vielen Beispielen wird verdeutlicht, dass eine Karriere auf diesem Gebiet als Alternative zum Comiczeichner eine Möglichkeit gewesen wäre. Für deutschsprachige Leser interessant der Blick auf auf dem deutschen Markt nicht (mehr) erhältliche Comicserien Hergés (z. B. Quick et Flupke; Jo, Zette et Jocko) – dass allerdings die in der Ausstellung kritisierte zu einseitige Fokussierung allein auf Tim und Struppi im Museumsshop seine Fortsetzung findet, ist schade.

Natürlich: der größte Teil der Ausstellung gehört den beiden letztgenannten Figuren, aber damit eben auch dem dazugehörigen Quellenmaterial, den historischen Hintergründen, den ausführlichen Figurenvorstellungen und vielem mehr …

Zwei Stunden haben wir im Museum zugebracht. Mehr war uns leider nicht möglich, weil wir auf der Durchreise von Brüssel nach Paris waren.