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Japan.

Minamisanriku ist eine Stadt, die ich bis heute nicht kannte. Sie hatte etwa so viele Einwohner wie Eutin: 17.300. Zehntausend von ihnen sollen in der Flutwelle, die Japan traf, verschwunden, zu Tode gekommen sein. Ein schicksalhaftes Unglück, furchtbar: so viele, die noch hätten leben wollen; kaum zu ermessen, was dies für die Davongekommenen bedeutet.

In Videoschnipseln sehe ich Hochhäuser wanken und obdachlos Gewordene stoisch ihr Leid ertragen, Wellen Stadtviertel beseitigen und wortloses Leid.

Und ein Atomkraftwerk explodieren.

(Und urplötzlich ist der April 1986 wieder da, ein Jahr vor meinem Abitur, es nieselte sanft; später sagte man, der Regen sei gefährlich. Und so vieles wurde gefährlich in den nächsten Tagen, uns so viel durfte man lernen über Windrichtungen, Milch, Becquerelwerte, Pilze und Atomtechnik. Wer auch nur ein Quentchen Grips hatte in diesen Tagen, musste ein für allemal wissen, dass Atomkraftwerke zu gefährlich sind für unsere Welt.)

Das von Atomkraftwerken ausgehende Risiko ist – anders als der Tsunami – kein Schicksal, sondern es wird von bestimmten Menschen gewollt und von bestimmten Menschen gemacht. Die abgefeimte Kaltschnäuzigkeit (hinter der die Angst um Wahlergebnisse lauert), mit der Frau Merkel unsere Atomkraftwerke für sicher erklärt (als sei Japan ein industriefernes Entwicklungsland), lässt mich schaudern. Wer wider besseres Wissen derart blindwütig bekannte Fakten verdrängt, ist eine Gefahr für das Gemeinwesen.

Hoffen wir, dass es in Fukushima nicht zum Schlimmsten kommt. Und tun wir hier alles, damit deutsche Atomkraftwerke schnellstmöglich abgeschaltet werden.