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Mausefalle fürs MAUS-Netz.

Beim Aufräumen gefunden:

Diskette mit Software »Mausefalle«


Die Mausefalle war ein von Christoph Pagalies geschriebenes Programm für den Apple Macintosh (in meinem Fall ein Performa 475 mit System 7.1P und später), mit dem in Zusammenarbeit mit Markus Fritzes Hans geht zur Post sehr effizient (teure Onlinezeit sparend!) Nachrichten im MausNet ausgetauscht werden konnten: Maustausch eben. Angemeldet war ich in Klaus Atzpodiens Maus KI, genutzt habe ich – vor allem für Software-Downloads – auch Markus’ Hamburger Maus.

Das Mausnetz zeichnete sich durch einen für Online-Verhältnisse sehr zivilisierten Umgangston aus – Welten von dem entfernt, was heute in den sogenannten sozialen Medien passiert.

Chaos macht Schule – und die Schule.

Der CCC ist eine sehr verdienstvolle Einrichtung, viele der Talks auf seinem jährlichen Congress sind anregend, und wenn wir keinen CCC hätten, müssten wir ihn erfinden. Chaos macht Schule ist eine ehrenamtlich getragene Initiative von CCC-(nahen) Menschen, die in Schulen gehen und dort wichtige Arbeit leisten.

Hier nun beklagt sich der CCC über zweierlei: dass die Leute in der Schule und den Ministerien sehr beschränkt seien und auch im Jahr 2017 noch Hilfe des CCC brauchten.

Dazu ein paar Gedanken: als Lehrer halte ich es immer für wertvoll, echte Fachleute in der Schule zu haben. Das geht so ein bisschen in die Richtung, die Anne Roth (CCC!) hier anspricht und offenbar für richtig hält. Ein echter Informatikmensch (ein echter Imker, eine echte Mechatronikerin, ein echter Landschaftsgärtner, eine echte Astronomin) in der Schule hat eben noch einmal eine andere Bedeutung für Schüler_innen als wir Lehrkräfte, die als zur Einrichtung gehörend wahrgenommen werden.

(Lehrkräfte hätten bezüglich IT generell gern mehr Fachkompetenz in der Schule, beispielsweise bei der Installation und Wartung von IT-Einrichtungen. In der Regel wollen aber Schulträger das nicht zahlen. Hat mit Schule im Grunde gar nichts zu tun, ist aber Bedingung der Möglichkeit von Bildung für die digitale Welt.)

Dass inklusive Medienbildung seit Jahren in den Lehrplänen vieler (aller?) Bundesländer verankert ist, wird von den Vortragenden leider ebensowenig erwähnt wie dass es einen Beschluss der Kultusministerkonferenz gibt, der die Handlungsbedarfe und -strategien in Bezug auf Bildung in der digitalen Welt festschreibt. Wenn all das, was dort geschrieben steht, umgesetzt würde, wäre das im Sinne der Lehrkräfte, der Schulen und vermutlich auch des CCC. Statt allerdings auf diesen Grundlagen aufzubauen, wird als »Realität!« behauptet, an Schulen werde Internet vor Schülern verheimlicht. Ich bitte Euch.

Ich halte es weiterhin für wertvoll, voneinander lernen zu können. Hierfür ist es wenig zielführend, das Gegenüber pauschal als vertrottelt darzustellen.

An keiner Stelle wird erwähnt, dass es viele Lehrpersonen gibt, die zum Teil unter fragwürdigen Bedingungen ihren jeweiligen Teil zur digitalen Bildung beitragen. Dass Schulen und selbst Ministerien sich auf den Weg machen. Dass Schülerinnen und Schüler auch deshalb vieles haben lernen können, was ansonsten unterhalb ihres Horizontes geblieben wäre.

An keiner Stelle allerdings passiert etwas von allein. »Tuwat« halte ich deshalb für einen hervorragenden Leitspruch, love für einen besseren als hate.

Update: Chaos macht Schule weist auf diesen Talk hin – danke!

Wikis in der Schule.

Zu kubiwahns Artikel Wiki im Unterricht – ein paar Versuche schrieb ich:

Generell halte ich Wikis auch für das am deutlichsten unterschätzte (computergestützte) Werkzeug für die Schule. Dass ich weniger damit arbeite als ich möchte, hängt auch mit der noch zu verbessernden Verfügbarkeit zusammen: wenn man das Wiki zu einer das Lernen begleitenden Plattform machen möchte, bedarf es der dauernden Verfügbarkeit – um nur kurz etwas zu zeigen, möchte ich nicht in den Computerraum gehen (was in den meisten Stunden wegen Auslastung desselben auch gar nicht möglich ist), und ich möchte nicht 80 Minuten Unterricht im Computerraum machen, nur weil ich 10 Minuten ein Arbeitsergebnis zeigen/bearbeiten/was auch immer will.

Gerade das Überarbeiten finde ich als Deutschlehrer am interessantesten, denn der Prozess, der sonst vollkommen verborgen bleibt, wird durch die Versionsgeschichte transparent und nachvollziehbar.

Das einzige Wiki allerdings, das – abgesehen von frühen Versuchen – bei meinen S auch über Jahre genutzt wird, sind die Seiten des Schulwikis zur Internationalen Literatur (in kleinerem Maßstab zur Zukunft des Buchhandels), das meine Buchhandelsauszubildenden mit Inhalten befüllen – aber auch dort steht der diese Leistung fordernde Lehrer dahinter.«

Umfragen künftig mit LimeSurvey. Und Schultechnikpraxis.

Auch in diesem Jahr gibt’s wieder eine Unterrichtseinheit Medienphilosophie, in der wir die Vorbereitung einer Bestandsaufnahme der Mediengewohnheiten der S an den Anfang stellen. Weil der Philosophiekurs im 13. Jahrgang ein zahlenmäßig kleiner ist, wollen die S ihren ganzen Jahrgang befragen. Dies ist mit Zettel und Stift suboptimal, daher werden wir eine Online-Umfrage starten. Das damals für die Befragung über Mediengewohnheiten verwendete Online-Evaluationstool, das vom IQSH zur Verfügung gestellt wurde, funktioniert nicht mehr, so habe ich’s mal mit LimeSurvey probiert.

Praxis in der Schule (um mal wieder Realität anstelle von hochfliegenden Ideen zu zeigen): ich möchte den S ja nur kurz den Entwurf der Befragung zeigen, die ich auf dem Schulserver installiert habe. Dafür möchte ich nicht in den EDV-Raum wechseln. Das kurzzeitig flächendeckend verfügbare WLAN in der Schule musste wieder ausgeschaltet werden, da der Schulträger das Risiko von Urheberrechtsverletzungen, die über ein ungeschütztes Netz begangen werden könnten, nicht tragen will. Die Netzwerksteckdose im Klassenzimmer funktioniert derzeit nicht zuverlässig – vermutlich ein Fehler im schulinternen Netz (anderswo im Gebäude läuft es), für dessen dauerhafte Behebung Ressourcen fehlen. Ich weiß also schon bei der Vorbereitung der Stunde, dass ich offline arbeiten muss.

Glücklicherweise habe ich sowieso vor kurzem XAMPP installiert, die Installation von Limesurvey verläuft tadellos, und sowohl der Export der Befragung aus der Onlineinstallation von Limesurvey als auch der Import in die netzunabhängige XAMPP-Umgebung funktionieren ohne Probleme (Zeit für die Spende), sodass ich den S das Ganze per (selbstverständlich eigenem) Laptop und (glücklicherweise fest installiertem) Beamer zeigen kann.

Die CSV-Datei der Befragung, die man in LimeSurvey importieren kann, gibt’s in einem Update dieses Artikels in Kürze (nach der Vorstellung des ersten Entwurfs hatten die S Verbesserungsvorschläge, die ich noch einarbeiten muss) hier; der Fragebogen sieht (im Ausdruck) so aus ist inzwischen aus unerfindlichen Gründen verschollen.

Wie geht’s weiter mit der Schule? (1)

Das Jahr ist nun zu Ende, die Korrekturenstapel abgetragen (der nächste zu korrigierende Doppelstapel kommt bis zum 27.12. per E-Mail), und so ist Zeit, den Kopf einmal wieder zu heben und um sich zu horchen, was denn so diskutiert wird …

Gunter Dueck ist Bloggern bekannt geworden durch seinen (von anderen) gefeierten Vortrag auf der re:publica, auf der er das Internet als Betriebssystem der Gesellschaft postulierte. Nun spricht er über Schule.

Aber unser Bildungssystem ist sehr gut, nicht wahr? Außer, dass keinen interessiert, was da gelehrt wird, und es fast gewiss erscheint, dass das erworbene Wissen niemals angewendet werden kann. Ich fordere eine Studie, was Kinder denn lernen WOLLEN!

Ich würde mich auch freuen, wenn eine solche Studie durchgeführt würde – möglicherweise kommt ja etwas Interessantes dabei heraus. Allerdings wäre das Ergebnis vermutlich wenig zielführend für die Weiterentwicklung unseres Schulsystems.

Dass die weiteren Prämissen Duecks, es interessiere keinen, was gelehrt wird, und das erworbene Wissen könne niemals angewendet werden, in dieser Pauschalität Unfug sind, ist klar.

Immer wieder gibt es Studien, um den IST-Zustand zu verstehen, dann zu verharmlosen und schließlich weiter mit ihm zu leben.

Schule verändert sich im Rahmen der Möglichkeiten, die ihr gegeben werden, schon deutlich. Das merkt man allerdings nur, wenn man mit ihr umgeht, und zwar über Jahre.

Zurzeit werden die ersten PISA-Befragten schon berufstätig. Was liegt näher, als sie nochmals zu befragen, ob sie als Erwachsene jetzt gute Kompetenzen haben? Welche Kompetenzen werden überhaupt verlangt? Welche wollen wir testen? Am besten testen wir nicht die, die Erwachsene haben SOLLTEN (Teamfähigkeit, Kreativität, Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeiten, Verkaufen etc.), sondern die, die wir bei den Kindern gemessen haben, also Lesen, Rechnen, Problemchenlösen. Dann können wir alles schön statistisch vergleichen und stellen fest, dass Erwachsene nicht weiter gekommen sind, weil sie nur MIT ihren Mängeln gearbeitet haben anstatt AN ihnen.

Oha. Dueck fragt zunächst, welche Kompetenzen wir denn testen wollen, um dann sogleich eine Antwort zu geben – die er allerdings nicht begründet. Seine Scheinbegründung (»Dann können wir …«) ist eine finale, sie ist auf den Zweck der Befragung gerichtet statt auf den Grund (also zu fragen, welche Kompetenzen denn aus welchen Gründen notwendig sind), und sie nimmt auch gleich das Ergebnis der Befragung vorweg. Um es zu verdeutlichen: die Befragung, die Dueck vorschlägt, soll Duecks Annahme bestätigen und wird deshalb so konzipiert, dass dies passiert.

Kinder, die ich kenne, WOLLEN doch lernen! Darauf reagieren wir kaum. „Das kannst du noch nicht.“ – „Das verstehst du noch nicht.“ – „Internet ist böse und hält dich vom Lernen ab.“ – „Bitte fass mein Handy nicht an, sonst raste ich aus. Das ist nichts für dich. Wenn du da etwas verstellst, kann ich es nicht mehr benutzen, so schwierig ist die neue Technik. Kind, ich weiß, wovon ich rede.“

Vermutlich hat jeder solche Situationen schon erlebt. Und weil wir sie erlebt haben, neigt ein zu großer Teil der Leserschaft dazu, Dueck auch in seinen Ausführungen recht zu geben. Tatsächlich ist das informelle Lernen nun einmal ein anderes als das institutionelle, und dieser Unterschied wird von Dueck negiert. Natürlich gibt es Möglichkeiten, entdeckendes Lernen in schulischen Alltag zu integrieren – und dies geschieht auch schon in beeindruckender Fülle – aber Schule bleibt als eine auf gemeinsame formale Abschlüsse hinführende Einrichtung eine Institution, in der individuelles Lernen Grenzen hat. Das klingt für den einen oder die andere bitter, ist es aber gar nicht. Das zeigt auch Duecks nächstes (positiv gemeintes!) Beispiel. Er fragt rhetorisch:

Wieso bestehen die abgebrochenen Hauptschüler alle die theoretische Führerscheinprüfung?

Weil es einen klar definierten Lernbereich (und eine Belohnung am Schluss!) gibt. Für die theoretische Führerscheinprüfung zu lernen ist Pauken in Reinkultur. Es geht nicht um Verstehen, nicht um Beurteilungskompetenz, auch nicht um Bildung, sondern es geht darum, sich einen Stoff, der abgefragt werden wird, reinzubimsen. Ein Fahrschullehrer diskutiert nicht über die Bedeutung von Verkehrsschildern. Er sagt: wenn du das nicht weißt, wirst du die Prüfung nicht bestehen. Autoritär begründetes Trichterlernen. Genau das, was Bildungskritiker wie Dueck immer in der Schule verorten, dort aber schon lange nicht mehr überwiegt. (Zudem kann die Nachhaltigkeit des erlernten Wissens – man sehe in den täglichen Straßenverkehr – bestritten werden.) Und das soll jetzt als Begründung für eine Bildungsreform herhalten?

Wieso gibt es mehr Experten für Dinosaurier als für Kartoffelsorten oder Maler des Mittelalters? Warum interessieren sich Kinder für Planeten und Sterne und nicht für Baumblätter? Warum lesen sie so viel, bis sie zur Schule kommen und Iphigenie treffen? Die Kinder engagieren sich bei der Feuerwehr, beim Tischtennis, beim Rettungsschwimmen und im Harmonikaverein. Alles ist gut, wenn sie sich interessieren! Sie lernen dann zehn Mal so schnell!

Ach. Weil Planeten und Sterne für »Kinder« (also alle?) interessanter sind als Baumblätter, ist dieses Wissen auch wichtiger? Was bringt dem Kind der Besuch der Schule, wenn dort dasselbe gelehrt wird, was es ohnehin schon weiß?

Und Kinder lesen viel, bis sie in der Schule von Iphigenie gemobbt werden? Um es deutlich zu sagen: die meisten Kinder lesen (bis auf ihren eigenen Namen) zumeist nichts, bis sie in die Schule kommen. Und viele Kinder lesen weiterhin nicht viel, obwohl sie lesen können. Dass einer »Leseratte« (wie die Gesellschaft derlei abseitige Kinder freundlich bezeichnet) das Lesen durch Schullektüre nachhaltig verdorben wird, halte ich für eine unbewiesene These.

Wahrscheinlich werden sie doch alles lernen wollen, was sie an Menschen in ihrem Umfeld bewundern, oder?

Ja und nein. Das Umfeld ist in vielen Fällen nicht optimal. Und das betrifft nicht nur die so genannten bildungsfernen Schichten. Auch unter den Eltern, die durchaus wissen, dass beispielsweise das Lesen für die Kinder sehr wichtig ist, gibt es eine Menge, die selber freiwillig kein Buch in die Hand nehmen. Was wird das Kind also wohl lernen, wenn wir die Vorbildtheorie ernst nehmen: das Lesen (aufgrund einer Mahnung) oder das Nichtlesen (aufgrund täglichen Beispiels)?

Das Malen und Singen beginnen sie einfach und natürlich im Kindergarten, sie sträuben sich nicht!

Das bezweifle ich. Im Kindergarten beginnt das, was Dueck implizit kritisiert: die Erziehung zur Konformität, zur Einordnung in die Gruppe. Heute, da wir wissen, wie wichtig die vorschulische Bildung ist, geschieht dies übrigens durchaus auch schon mit einem gewissen Leistungsdruck.

Als nächstes präsentiert uns Dueck dann die Lösung der Probleme:

Kinder wollen erst Beispiele, dann Theorien. Lehrpläne predigen Theorie und merken, dass sie nicht verstanden werden (weil die Theorie zu trocken ist). Dann erklären Lehrer die Theorie der Lehrpläne mehrmals, was nicht weiterhilft – einfache Beispiele und Tun würden es ja bringen… dafür ist aber keine Zeit, weil viele Schüler auch nach dem vierten Mal Theorie nichts verstanden haben.

Ach so. Der (behauptete) Misserfolg von Schule ist also darauf zurückzuführen, dass die Lehrkräfte die Lehrpläne immer vorgelesen haben! Die wussten einfach nicht, dass Kinder Theorie nicht begreifen können! – Na dann.

Exemplarisches Lernen – also das Lernen am Beispiel – ist seit Jahr und Tag (und vermutlich selbst zu Duecks Zeiten schon) Prinzip schulischer Bildung. Fast jede Stunde geht von irgend einem anschaulichen Beispiel aus. Aber: natürlich spielt Theorie irgendwann eine Rolle. Wann genau, ist je nach Unterrichtsgegenstand, Klassenstufe und Schulart sehr unterschiedlich, aber ja: theoretisches, abstraktes Denken zu fördern ist ein Ziel von Schule. Es ist das Denken, das wesentlich zum Sein eines modernen Menschen gehört. Das kann man kritisieren. Der frühere Arbeitgeber Duecks allerdings, IBM, wäre vermutlich ziemlich aufgeschmissen, würden wir an der Schule die Förderung theoretischen Denkens aufgeben.

Als ich einmal in Göttingen Wirtschaft studierte, demonstrierten wir gegen den Schah von Persien und gegen Mikroökonomie II, die wir absolut nur lernen, aber nicht verstehen konnten. „Wo ist der Sinn?“, riefen wir […]

Opa erzählt vom Krieg: das Studium Duecks liegt 30, 40 Jahre zurück – und damals erlebte vermeintliche oder tatsächliche Fragwürdigkeiten sollen eine Relevanz haben für das Bildungssystem von morgen? Hüstel.

Wir sollten sie FRAGEN! Heute neu! Wahrscheinlich kommt etwas gut Brauchbares heraus. Wollen wir das Ergebnis einer solchen Befragung nicht einmal betrachten und im Herzen bewegen? Haben wir den Mut dazu? Haben wir Angst, dass sie vielleicht nicht selbst auf bundeseinheitliche Prüfungen kommen?

Wie gesagt: eine solche Befragung wäre interessant. Aber nun mal Butter bei die Fische: was machen wir, wenn die Kinder mehrheitlich Dinosaurierkunde, Superstarwissen und kostenlose Fahrschulvorbereitung für alle fordern? Ist Iphigenie dann hinfällig? Mathematische Ableitungen auch? Der Unterschied zwischen Geno- und Phänotyp nicht mehr wichtig? (Und was machen wir mit den Kindern, die sich nicht diesem Mainstream fügen wollen?)

Kennen Kinder den Stand der Technik bei Overheadfolien, Matrixdruckern und ausrollbaren Erdkundetafeln?

Dieser tumbe Vorwurf lässt mich ernsthaft an Dueck zweifeln. Und zwar gleich mehrfach.

Zunächst: ob ein Inhalt via OHF oder via Laptop und Beamer transportiert wird, soll die Kinder gar nicht interessieren. Was ich von vielen Biologielehrfilmen (damals modernes Medium!) behalten habe, sind die Tücken der nie problemlos funktionierenden Projektortechnik. Inhalte, die ich aus der Biologie behalten habe, wurden mir per Buch sowie Tafel und Kreide präsentiert. Wenn mich ein S fragt, welcher Art mein Präsentationsensemble (Laptop, iPad, Beamer, Lautsprecher, Kamera oder was auch immer) sei, mag mir dies schmeicheln, weil meine technische Kompetenz gebauchpinselt wird, gleichwohl ist es im Sinne der Konzentration auf Inhalte kontraproduktiv.

Weiteres: wenn Dueck mal einen Blick in die Lehrerblogs geworfen hat (oder mit Lehrkräften spricht), sollte er wissen, dass die technische Avantgarde naht. Allerdings schultert diese zwei mögliche Nachteile: entweder sie ist komplett selbstfinanziert oder sie hat – in vereinzelten Projekten – Sponsoren in der Wirtschaft.

Ersteres zu verlangen ist eine Frechheit gegenüber S wie L (gleichwohl tägliche Praxis), letzteres bedeutete eine deutliche Veränderung der Finanzierung von und Einflussnahme auf Schulen, die sehr wohl bedacht sein muss.

Wenn sich technisch Wesentliches ändern soll, müssen die Schulträger und damit die Steuerzahler deutlich mehr Geld in die Hand nehmen. Ein Computerraum kostet je nach Ausstattung mehrere zehntausend Euro. Wir könnten etwa fünf bis sieben brauchen. Das bedeutet: ein neuer Gebäudeflügel (es ginge mithin um Millionen). Wir nehmen stattdessen mobile Rechner? Fein. Wer zahlt die? Wer wartet die? Wer übernimmt die Haftung für das WLAN? Wir brauchen auch Beamer. In jedem Raum. Unsere Schule hat knapp 100 Räume. Die Beamer müssen an der Raumdecke installiert und verkabelt werden, gewartet auch von Zeit zu Zeit. Wer zahlt? Trotz all der modernen Medien brauchen wir auch ein Medienzentrum inklusive Bibliothek. Wer baut? Wer zahlt? (Und: die ganze Technik muss alle drei bis fünf Jahre komplett erneuert werden. Wer zahlt?)

Um es auf den Punkt zu bringen: wir Lehrkräfte wissen meist schon ganz gut, wie förderlicher Unterricht aussehen kann. Wissen wir es noch nicht, sind wir – wie unser ganzes Berufsleben lang immer mal wieder – gerade mitten in der Diskussion darüber, und wir werden zu guten Lösungen für die Weiterentwicklung von Schule kommen. Viele von uns haben auch die technische Kompetenz, das »Betriebssystem der Gesellschaft« zu integrieren (wenn und soweit wir dies für gut halten). Aber uns sind in zu häufigen Fällen die Hände gebunden. Wir müssen zu viele S in zu kleine Räume sperren, um mit häufig unzureichenden Mitteln einen Unterricht zu veranstalten, der vor diesem Hintergrund eben so gut wie möglich ist.

Wenn sich an diesen Verhältnissen nichts ändert (und in Anbetracht der Tatsache, dass Politik und Gesellschaft die Rettung von Banken allemal wichtiger scheint als die Rettung von Schulen), wird die Kluft zwischen Schule und technischer Entwicklung und damit auch der Abstand zu angemessenen Inhalten, Lern- und Lehrformen größer werden.

Nanotechnologie im Philosophenstübchen.

Annette Schlemm widmet sich in einer Beitragsreihe (hier der erste Teil mit Inhaltsübersicht) verschiedenen Aspekten der Nanotechnologie.

(Annette ist ja schon seit Jahrhunderten im Netz und daher darf man die Gestaltung Ihres Philosophenstübchens mit nostalgischer Nachsicht betrachten. Lesenswertes findet sich allemal.)

»Sind Leer-Kassetten der Tod der Schallplatte?«

Ein Blick in die Vergangenheit lehrt: die Kreativitätsverwertungsindustrie ist schon viele Tode gestorben (und kein Scheinargument ist so alt, dass es nicht nochmals und nochmals genutzt werden könnte). [Via buecherlei.net, das sich glücklicherweise immer wieder des Autors bemächtigt und ihn zum Schreiben zwingt]

Bloggender Schweizerdegen.

Das Bloggen an sich ist ja nun schon ein alter Hut, und es braucht schon wahrlich Erstaunliches, um noch zu erstaunen: Martin Z. Schröders Schreiben ist Blei ist so etwas Erstaunenswertes, nämlich die Verbindung alter, weitgehend vergessener und zugunsten aus Tintenstrahldruckerdüsen gesprühter Worddateien verdrängter Handwerkskunst.

Was uns dabei verloren ging, verdeutlicht uns Laien der Schweizerdegen mit genauen und kenntnisreichen Überlegungen und Diskussionen.

(Unter anderem auch dort: eine verständliche Erklärung des Lichtdrucks, wie sie der Blana offenbar nicht liefern konnte.)