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Umfragen künftig mit LimeSurvey. Und Schultechnikpraxis.

Auch in diesem Jahr gibt’s wieder eine Unterrichtseinheit Medienphilosophie, in der wir die Vorbereitung einer Bestandsaufnahme der Mediengewohnheiten der S an den Anfang stellen. Weil der Philosophiekurs im 13. Jahrgang ein zahlenmäßig kleiner ist, wollen die S ihren ganzen Jahrgang befragen. Dies ist mit Zettel und Stift suboptimal, daher werden wir eine Online-Umfrage starten. Das damals für die Befragung über Mediengewohnheiten verwendete Online-Evaluationstool, das vom IQSH zur Verfügung gestellt wurde, funktioniert nicht mehr, so habe ich’s mal mit LimeSurvey probiert.

Praxis in der Schule (um mal wieder Realität anstelle von hochfliegenden Ideen zu zeigen): ich möchte den S ja nur kurz den Entwurf der Befragung zeigen, die ich auf dem Schulserver installiert habe. Dafür möchte ich nicht in den EDV-Raum wechseln. Das kurzzeitig flächendeckend verfügbare WLAN in der Schule musste wieder ausgeschaltet werden, da der Schulträger das Risiko von Urheberrechtsverletzungen, die über ein ungeschütztes Netz begangen werden könnten, nicht tragen will. Die Netzwerksteckdose im Klassenzimmer funktioniert derzeit nicht zuverlässig – vermutlich ein Fehler im schulinternen Netz (anderswo im Gebäude läuft es), für dessen dauerhafte Behebung Ressourcen fehlen. Ich weiß also schon bei der Vorbereitung der Stunde, dass ich offline arbeiten muss.

Glücklicherweise habe ich sowieso vor kurzem XAMPP installiert, die Installation von Limesurvey verläuft tadellos, und sowohl der Export der Befragung aus der Onlineinstallation von Limesurvey als auch der Import in die netzunabhängige XAMPP-Umgebung funktionieren ohne Probleme (Zeit für die Spende), sodass ich den S das Ganze per (selbstverständlich eigenem) Laptop und (glücklicherweise fest installiertem) Beamer zeigen kann.

Die CSV-Datei der Befragung, die man in LimeSurvey importieren kann, gibt’s in einem Update dieses Artikels in Kürze (nach der Vorstellung des ersten Entwurfs hatten die S Verbesserungsvorschläge, die ich noch einarbeiten muss) hier; der Fragebogen sieht (im Ausdruck) so aus ist inzwischen aus unerfindlichen Gründen verschollen.

Google Art Project.

In einem Kommentar drüben bei DeutschKunst schrieb ich:

»Ich finde es großartig, über das Google Art Project die spezielle Art einer Pinselführung, Farbgebung oder andere Details nicht mehr nur behaupten, sondern auch zeigen zu können, dabei so weit ans Bild heranzuzoomen wie es kein Museumspersonal der Welt erlaubte.

Aber nein: natürlich ersetzt das nicht den echten Museumsbesuch. Der Wow!-Effekt, den auch Schüler verspüren, wenn sie die ihnen als Abbildung ausreichend bekannte Nachtwache dann mal in Amsterdam im großen Original sehen, ist durch nichts zu ersetzen.

Daher: ›Noch bei der höchstvollendeten Reproduktion fällt eines aus: das Hier und Jetzt des Kunstwerks – sein einmaliges Dasein an dem Orte, an dem es sich befindet.‹ [Benjamin, ebd.] Anders als Benjamin dann aber ausführt, erlebe ich (nicht nur bei mir) den Fortbestand der von ihm beschriebenen Aura über alle Reproduktionen hinweg, die eben doch nur sind, was sie sind.«

Netz und Denken.

»Wenn wir mit dem Web das persönliche Gedächtnis zu ersetzen beginnen, wenn wir dadurch nicht mehr zulassen, dass sich das Wissen konsolidiert, dann riskieren wir, unser Gehirn seines Reichtums zu berauben«, zitiert Uwe Jean Heuser Nicholas Carr aus dessen Buch Wer bin ich, wenn ich online bin ...: und was macht mein Gehirn solange? – Wie das Internet unser Denken verändert im Zeit-Artikel Denken, wie das Netz es will.

Phaidros reloaded.

Skizze: Unterrichtseinheit Medienphilosophie.

Das Feine am ansonsten von Schwächen nicht freien schleswig-holsteinischen Lehrplan Philosophie (BG) ist, dass er für den 13. Jahrgang keine verbindlichen Themen benennt. Und so ist dann auch jeder 13. Jahrgang anders. Im 2. Halbjahr haben wir uns diesmal um die Medienphilosophie vor allem im Hinblick auf das moderne Übermedium, das Internet, gekümmert.

Die Irritation über das jeweils neue Medium – »Bilderverbot im Alten Testament«, »Die wahrnehmbare Welt als Spiegel Gottes«, Schrift als Untergang mündlich tradierter Kultur – habe ich kontrastiert mit einer Utopie einer virtuellen Realität in Stephensons Snow Crash. Und so waren wir denn schon mitten in der Mediennutzung. (Bei der Auswahl älterer theoretischer Texte half mir der Band Helmes, Günter ; Köster, Werner: Texte zur Medientheorie. Stuttgart : Reclam, 2002 (RUB 18239) [Buch bei Amazon angucken])

Der Kurs erarbeitete einen Fragebogen zur Mediennutzung und beantwortete ihn mit Hilfe eines Online-Evaluationstools (LimeSurvey) anonymisiert.

Er lernte mit dem »Medienkompaktbegriff« (Schmidt, Siegfried J.: Der Medienkompaktbegriff. In: Münker, Stefan (Hrsg.) ; Roesler, Alexander (Hrsg.): Was ist ein Medium? Frankfurt am Main : Suhrkamp Taschenbuch, 2008 (stw 1887), S. 144–157 [Buch bei Amazon angucken]) die Komplexität des Begriffs Medium und einen möglichen Zugriff auf unterschiedliche Ausgestaltungen des jeweiligen Mediums kennen – dies eröffnet auch Analysemöglichkeiten, die in späteren Phasen wichtig werden.

(Auf den Begriff des Mediums hätte ich gern mehr Zeit verwendet. Allein: die Zeit ...)

Walter Benjamins Kunstwerk-Aufsatz haben wir sehr ausführlich besprochen, weil der Umbruch zu den modernen Medien sich hier schon deutlich abzeichnet. Dank Web 2.0 liest man dann auch nicht nur den Text, sondern hat auch Zugriff auf die erläuternden Fußnoten: wenn Benjamin beispielsweise ausführt »Das reproduzierte Kunstwerk wird in immer steigendem Maße die Reproduktion eines auf Reproduzierbarkeit angelegten Kunstwerks« und dies erläutert mit »Die technische Reproduzierbarkeit der Filmwerke ist unmittelbar in der Technik ihrer Produktion begründet. Diese ermöglicht nicht nur auf die unmittelbarste Art die massenweise Verbreitung der Filmwerke, sie erzwingt sie vielmehr geradezu« – dann darf man durchaus hinweisen auf Kristian Köhntopps Satz »Das Wesen aller IT ist die Kopie.« – Wenn Benjamin das sowjetische Filmschaffen thematisiert, liegt Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin nur einen Mausklick weiter (und die S waren fast ebenso betroffen von der Szene wie es die ersten Zuschauer gewesen sein mögen, was Benjamins Aussagen bestätigt).

Die Brechtsche Radiotheorie und Enzensbergers »Baukasten zu einer Theorie der Medien« in der Exzerpt-Version von Jörg Kantel zeigten den Weg zum heutigen Mitmach-Web auf. (Enzensberger sollte später noch einmal eine Rolle spielen mit seinem Essay »Das digitale Evangelium«.)

Zwischendurch – jeweils, wenn die referierenden S fertig waren – haben wir (zum Teil recht lange) Kurzvorstellungen zu StudiVZ, World of Warcraft, Second Life etc. gehört.

Die Klausur [Korrekturbogen] ging aus von einem Text von Benjamin Birkenhake aus seinem geschätzten Blog anmut und demut.

Für die schriftliche Abiturprüfung hatte ich einen online nicht verfügbaren Text von Stefan Münker (aus Münker, Stefan: Philosophie nach dem Medial Turn. Beiträge zur Theorie der Mediengesellschaft. Bielefeld : Transcript Verlag, 2009 (Medienanalysen 4) [Buch bei Amazon angucken]) herausgesucht.

Google docs unterstützt uns derzeit in der Formulierung eigener »Bausteine zur Theorie des Netzes«, die dann als Ausblick auf die nächsten Jahre auch einen Abschluss bilden werden, denn das zweite Halbjahr des 13. Jahrgangs ist wegen der vielen Feiertage und der Abiturprüfung immer besonders kurz. Schade eigentlich.

Was mir beim Unterrichten besonders gefallen hat, ist die Verschränkung von Theorie und Praxis in Bezug auf ein aktuelles Thema, das des Durchdenkens noch bedarf und nicht schon fertig ist. Ich hoffe, den S hat es auch Freude bereitet. :-)

Lanier lesen.

Alles mit Realnamen veröffentlichen (außer bei Gefahr für Leib & Leben). Eine Website aufziehen, die verdeutlicht, was man außer dem wenigen ist, was in die Raster »Sozialer Netzwerke« passt. Ein Blogpost schreiben, dessen nun notwendiger Veröffentlichung Wochen des Nachdenkens vorangingen …

… sinngemäß sind dies (und andere) »some of the things you can do to be a person instead of a source of fragments to be exploited by others« – gleich zu Beginn des Buches von Jaron Lanier: You Are Not a Gadget. New York : Alfred A. Knopf, 2010.

Buch bei Amazon angucken.

Literatur zur Medienphilosophie.

(Auf Nachfrage Lisa Rosas hin hier etwas ausführlicher:] Folgende Titel [BibTeX] habe ich mir besorgt:

[HK02] Helmes, Günter ; Köster, Werner: Texte zur Medientheorie. Stuttgart : Reclam, 2002 (RUB 18239)
[LL04] Lagaay, Alice ; Lauer, David: Medientheorien. Eine philosophische Einführung. Frankfurt am Main : Campus, 2004
[Mer06] Mersch, Dieter: Medientheorien zur Einführung. Hamburg : Junius, 2006
[Mün09] Münker, Stefan: Philosophie nach dem »Medial Turn«. Beiträge zur Theorie der Mediengesellschaft. Bielefeld : Transcript Verlag, 2009 (Medienanalysen 4)

[HK02] ist eine Sammmlung unverzichtbarer theoretischer Texte vom Alten Testament bis zu Ray Kurzweil und erspart damit einige Bibliotheksbesuche (auf der Suche nach nicht mehr lieferbaren Ausgaben wichtiger Autoren). Auf [LL04] bin ich noch gespannt; gegenwärtig lese ich [Mer06] (nicht schlecht, aber sehr knapp). [Mün09] enthält Aufsätze zu interessanten Themen, schwankt aber häufiger zwischen seicht und (zumindest für Schüler, und mit dem Blick auf die Verwertbarkeit erfolgt die Lektüre ja auch) unverständlich.

(Münker bringt auch eine hübsche Stelle aus Walter Benjamins »Berliner Kindheit um Neunzehnhundert«, die ich heute zur Einführung verwendet habe. Er schildert dort, wie er bei der Benutzung eines frühen Telefons »gnadenlos der Stimme ausgeliefert [gewesen sei], die da sprach. Nichts war, was die unheimliche Gewalt, mit der sie auf mich eindrang, milderte. Ohnmächtig litt ich, wie sie die Besinnung auf Zeit und Pflicht und Vorsatz mir entwand, die eigene Überlegung nichtig machte […]« Und so fort.)

Auf dem Tisch liegt auch Neal Stephensons Snow Crash (für eine der nächsten Stunden; Hinführung zur Virtualität und Second Life etc.).

Zur Vorbereitung hatte ich eine MindMap gebastelt, damit ich nichts vergesse. Außerdem habe ich noch ein paar Links gesammelt.

Die Schülereinfälle zum Thema aus der heutigen Stunde muss ich erst noch ordnen, gewichten, überdenken.

[Nachtrag:]

[MR08] Münker, Stefan (Hrsg.) ; Roesler, Alexander (Hrsg.): Was ist ein Medium? Frankfurt am Main : Suhrkamp Taschenbuch, 2008 (stw 1887)

habe ich zu erwähnen vergessen; war schon in einem anderen Bücherstapel verschwunden.

Zwischenmeldung.

Warum hier so selten Neues erscheint?

Für die Schule lese ich mich im Moment in das Thema Medienphilosophie ein, da mein Philosophiekurs im 13. Jahrgang von mir begleitet ausgehend von den neuen Medien (im Internet, aber z. B. auch Spiele etc.) genauer zu erfahren suchen wird, inwiefern das Geschehen auf diesem Gebiet etwas Besonderes ist.

Und auf der privaten Lektüreseite steht seit Weihnachten Thomas Pynchons Gegen den Tag – es ist schon erstaunlich, wenn man nach nicht ganz einfachen über 500 Seiten noch nicht einmal die Hälfte erreicht hat ...

Ich tauche wieder ab.