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Gelesen. MacDonald.

Ann-Marie MacDonald: Wohin die Krähen fliegen. Übertragen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. München: Piper, 2004.

Nur die Geschichte eines Mädchens in den frühen 1960er Jahren, das als Tochter eines Piloten, der nicht mehr fliegen, und einer Hausfrau, die nur dies sein darf, auf einem Luftwaffenstützpunkt irgendwo in der kanadischen Provinz aufwächst. Aber von Anfang an weiß der Leser, dass die vermeintliche Idylle gestört werden wird (und zumindest diese Erwartung wird erfüllt) – nicht nur durch die politische Wetterlage, sondern auch durch viel näher liegende Bedrohungen. MacDonald lässt sich dabei alle Zeit der Welt (das Buch ist 1000 Seiten stark), um alles noch immer schlimmer werden zu lassen.

Die persönlichen Geschichten der Protagonisten werden erzählt vor dem auf sie einwirkenden Hintergrund der Blockkonfrontation, der Kuba-Krise, aber auch der Vergangenheit: der Krieg gegen Deutschland ist noch nicht so lange vorbei, dass er nicht doch noch das Leben beeinflussen könnte. Die Verschränkung der Handlungsfelder, deren Normen zu zum Teil widersprüchlichen Imperativen an die Figuren führen, an denen sie nur scheitern können, darf dabei durchaus als komplex bezeichnet werden und zeigt doch glaubwürdig die Zwänge des modernen Lebens der Zeit.

Das Ende ist leider nicht so stark wie die ersten drei Viertel, doch bringt es eben auch die Lösung des kriminalistischen Rätsels, das eine der Ebenen dieses vielschichtigen Romans darstellt.

Creepy. (Empfehlenswert mithin.)