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Beispielinterpretation im Deutschunterricht.

Für die S des 11. Jahrgangs habe ich eine Beispielinterpretation (zum Kapitel „Fahnen“ in Horváths Jugend ohne Gott) nach einem vorher besprochenen Muster aus einem Schulbuch geschrieben.

(Ausgangspunkt war eine HA, in der genau das von den S verlangt wurde. In einer Schreibkonferenz haben die S dann in Dreier- und Vierergruppen ihre Arbeiten verglichen, mithilfe eines sich genau am Muster orientierenden Korrekturbogens ihren MitS Rückmeldung gegeben sowie hervorragende S-Arbeiten verlesen. Ganz zum Schluss habe ich die Beispielinterpretation verteilt. – Ich stelle immer wieder fest, dass S erstaunt sind, wenn L genau dieselben HA wie sie selbst auch erledigen.)

Hausaufgaben per E-Mail.

Von Zeit zu Zeit gebe ich Hausaufgaben, die per E-Mail abgegeben werden sollen. Im Fach Philosophie geht es im 12. Jahrgang zum Beispiel um die Unzuverlässigkeit unserer Erfahrung und die Selbstverständlichkeit, mit der wir unser Bild von Welt als absolut hinnehmen.

Die S lesen also beispielsweise einen Text von Bertrand Russell (Auszug über das Sehen eines Tisches in Probleme der Philosophie), die anschließende Frage (»Beschreiben Sie in mindestens einem, höchstens zwei Sätzen das Prinzip der Wahrnehmung von Dingen, wie Sie es erfahren haben und wie Russell es beschreibt.«) knüpft einerseits an die vorhergehende Unterrichtsphase (Optische Illusionen) an, erschließt andererseits bereits den Text Russells. Sie sollte diese Unterrichtsstunde beenden (Hausaufgaben sind besonders dann langweilig, wenn sie immer der Übung dienen; auch das Weiterdenken sollte erlaubt sein).

Die Antworten werden per E-Mail an mich geschickt, ich stelle sie dann zu einem Arbeitsblatt zusammen. Die S bekommen den Auftrag, in Gruppen in Einzelarbeit bestimmte Texte zu lesen, Markierungen vorzunehmen und Randnotizen anzufertigen und die Texte im Gruppengespräch im Hinblick auf die Erfassung des Problems und der Güte der Antwort zu beurteilen.

Ein (anonymisierter) Beispielbogen liegt hier. (Im Unterricht habe ich die Texte mit den Namen der Verfasser versehen; diese Praxis kann natürlich je nach Klasse und Einsatzzweck überdacht werden.) Er zeigt deutlich die Bereitschaft der S, sich auf das Thema einzulassen. Die quantitative Einschränkung auf zwei Sätze wird nicht immer ernst genommen, meist stellt sie aber die größte Herausforderung dar.

Gemeinsam verdeutlich werden kann für jeden einzelnen Text, wo Stärken und Schwächen liegen - einzelne Formulierungen, Erfassung des Problems etc. Anders als in Besprechungen nach einer Klausur steht hier nicht die Notengebung im Vordergrund, sondern die am Detail herauszuarbeitende Verbesserungsmöglichkeit. Idealerweise sollten die Verbesserungsvorschläge zumindest in der Mehrheit von den S kommen, die damit gleichzeitig unter Beweis stellen, dass sie den Kern des Problems erfasst haben.