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Gelesen. Ishiguro.

Kazuo Ishiguro: Der begrabene Riese. Übertragen von Barbara Schaden. München: Blessing, 2015.

In der New York Times eine Rezension von Neil Gaiman, im New Statesman ein Gespräch desselben mit Ishiguro; in der FAZ sagt Daniel Kehlmann ein paar Worte, Wesentliches plappert Hannes Stein in der Welt aus (letztere, möglicherweise aber einfach alle Rezensionen am besten also hinterher lesen).

Ishiguro habe ich über die Jahre wirklich vermisst, sein neues Buch freudig entdeckt; meine Erwartung hat es dabei nicht erfüllt. Die Geschichte von Axl und Beatrice, einem älteren Paar, das sich, in seiner Dorfgemeinschaft nicht mehr willkommen, auf die Suche nach seinem Sohn macht, ist als Geschichte der Liebenden zärtlich fast. Die zeitlich vermeintlich exakte Situierung im nachrömischen Britannien wird gestört durch die Existenz von Menschenfressern und anderen Monstern als Bedrohungen archetypischer Art, die die historische Verortung dekonstruieren. Auch wenn der Ton des Romans ein melancholisch feiner ist, ist die Geschichte insgesamt leider – je nach Verständnis – entweder nur Fantasy (und das können andere überzeugender) oder aber geradezu schmerzhaft auffällig bedeutungsschwanger. Selbst wenn sie Wahres mitteilen sollen, halte ich Allegorien doch eher für Literatur von gestern.