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Regierungswechsel.

Bin, das muss ich schon sagen, sehr angetan davon, wie zivilisiert der Regierungswechsel heute vor sich ging. Ob Olaf Scholz tatsächlich eine gute Kanzlerin sein kann, wird sich zeigen; für meinen Geschmack hat sich die Koalition (wie zu erwarten, wenn man die FDP einbinden muss) gerade im Klimabereich viel zu wenig vorgenommen (sodass die Regierung das Ziel aus dem Pariser Abkommen verfehlen wird), zudem ist natürlich jedes Ministeramt für die FDP an die falsche Partei gegangen, aber rational kann ich – so sehr es schmerzt – schon nachvollziehen, dass ein Ego wie das Lindners sich nicht mit einem Hausmeisterposten zufrieden geben kann.

Apropos Ego: nahezu jeder Amtsantritt heute ging einher mit der Bekundung von Demut. Das halte ich für mindestens selbstbetrügerisch geflunkert, wenn nicht gar dreist gelogen: demütig zu sein lernt man beispielsweise im Buchhandel, als Krankenpfleger oder als Paketbotin – aber ganz gewiss nicht, wenn man per Mercedes-Limousine zum Schloss Bellevue gefahren wird, ein Tross Bediensteter um einen herumscharwenzelt und man einen der Top-Jobs der deutschen Politik einnimmt.

Aus der letzten Woche …

Schule ist ein wenig fordernd momentan, weil bei einer dünnen Personaldecke auch kurze krankheitsbedingte Ausfälle von Kolleg*innen (von den langen zu schweigen) zu deutlichem Mehreinsatz führen. Das strengt die verbleibenden an, wenn sie auch – wie die Schüler*innen – guter Dinge zu bleiben suchen … Für mich bedeuten mehr Unterrichtsstunden, dass kaum Zeit für die Leitungsarbeit bleibt und das eine oder andere länger liegen bleibt, als es gut ist. –

Bei der Benotung im BG führen unter Lehrkräften nicht optimal abgestimmte Bewertungskriterien zu Enttäuschungen bei Schüler*innen, die noch im Jahr zuvor bei anderen Kolleg*innen bessere Noten erhielten als jetzt. –

Unzufriedenheit mit der technischen Ausstattung bestimmter Abteilungen der Schule, in denen zeitgemäßer Unterricht (zum Beispiel à la Blume) kaum möglich ist, und der Anbindung an Netz – daran soll sich zwar bald etwas ändern, doch ich glaube es erst, wenn’s soweit ist. In unserer Außenstelle liegt das Glasfaserkabel seit Anfang Juli 2018 (ein damals schon deutlich verzögerter Termin) und IQSH und Dataport wiederholen seitdem die immer gleichen unzureichenden Gründe, warum unser pädagogisches Netz nicht endgültig mit dem Kabel verbunden wird. –

Kürbis-Knödel mit MangoldEin Foodblogger wird aus mir nicht mehr, aber festhalten möchte ich doch zumindest, dass die angebratenen Kürbis-Knödel nach Salzkornküchenrezept vorzüglich schmecken. Zwar habe ich nur die Hälfte des Solawi-Butternusskürbisses (dafür alle Kartoffeln und die Mangoldlieferung) verarbeiten können, doch das Ergebnis waren trotz des verwendeten Vollkornmehls überraschend fluffige Klöße. Aufwendig, aber lohnenswert. –

Pilze im GartenIm Garten herbstet es vor sich hin und die Pilze sprießen beim Flieder und unterm Pflaumenbaum. –

Andauernde Lektüre von Sternes Tristram Shandy in Michael Walters Übersetzung bei Galiani. Zudem grafische Literatur für die Graphic-Novel-UE bei den Buchhändler*innen sowie die Philosophinnen-Sondernummer des Philosophie-Magazins.

Buchhändler, Lernfeld 6b.

Wenn Buchhandelsauszubildende im Lernfeld 6 – ein Sortiment gestalten –, in dem es unter anderem um viele für Laien gar nicht so einfach erfassbare Warengruppen geht, zum Schluss noch ein wenig Zeit haben, sehen wir uns im Bereich der buchaffinen Non-Books auch mal Spiele an, vergleichen sie in praktischer Übung und kriteriengeleiteter Analyse: Azul, Der Palast von Alhambra, Tichu, Räuber der Nordsee, Wizard und Epic.

Stan Lee (1922–2018).

Gestern abend, als ich die Nachricht las, nahm ich mir noch vor, die Schüler*innen, mit denen ich gerade die Warengruppe Comic bearbeite, auf den Tod Stan Lees anzusprechen, hatte es dann über andere Dinge (so viel zu unterrichten, so wenig Zeit) fast schon wieder vergessen.

Das erste, was ich heute von ihnen gefragt wurde: »Sie wissen aber, dass wir heute etwas zu betrauern haben?«

Gelesen. Rinke.

Moritz Rinke: Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2017.

Für mich interessant aufgrund der Geschichte um den in den Figuren wirksamen Zusammenhang von Vergangenheit (Verhalten im »Dritten Reich«) und Gegenwart sowie aufgrund der regionalen Bezüge: der Handlungsort Worpswede, kurz vor Bremen, wo ich meine Buchhandelszeit verbrachte; Beschwerden über die Sumpfluft der Gegend, Erwähnungen von Kuchen der Firma Knigge … ansonsten schwer erträglicher heiterer Erzählton.

»Buchhandel« à la Thalia.

Wenn ich in der Berufsschule den Auszubildenden den theoretischen Hintergrund zur Alltagspraxis im Geschäft nahezubringen suche, müssen natürlich immer auch wieder Beispiele herangezogen werden, die zeigen, wie es nicht sein soll.

Die Buchhandelskette Thalia bewirbt sich gerade wieder einmal um eine solche Erwähnung, denn sie fordert rückwirkend eine Werbekostenpauschale von den Verlagen. Die Formulierung der Erwartung seitens Thalia, »dass unsere Lieferanten einen adäquaten Beitrag leisten, damit wir Ihre Produkte auch in Zukunft erfolgreich und zu Ihrem Nutzen bundesweit zu unseren Kunden bringen können«, [Hervorhebung von mir] ist eine recht unverhohlene Drohung, und es ehrt den ohnehin großartigen Hermann Schmidt Verlag, dass er diese Praxis ans Licht bringt.

Die Leistung, die Thalia zur Begründung heranzieht, ist übrigens in der Tat keine geringe. Sie wird aber auch von jeder anderen Buchhandlung erbracht, gerade auch von den kleinen, die nicht über die Marktmacht verfügen, ihre Handelspartner in dieser Weise vor den Kopf zu stoßen.

Es muss also weiterhin heißen buy local (und nicht im zentralen Versandhandel) – ob allerdings Thalia die richtige Adresse ist, darf man noch einmal überdenken.

Gelesen. Brod.

Max Brod: Tycho Brahes Weg zu Gott. Frankfurt am Main: Suhrkamp Taschenbuch, 1978.

(Mein peinlichster Moment damals im Buchhandel: als ich in der Fachbuchabteilung nach einer Monografie über Tycho Brahe gefragt wurde und nicht wusste, wie sein Vorname geschrieben wird. (Nachname reichte zum Glück auch zum Bibliografieren.))

Deutscher Buchhandlungspreis – Gratulation!

Einen Deutschen Buchhandlungspreis auszuloben, mag auf nicht Buchhandelnde ungewöhnlich wirken, weil ja es ja auch keinen Deutschen Schlachtereienpreis gebe etc. Andererseits wird selbst die Mehrheit der Nichtleser_innen zugeben, dass Bücher auf eine andere und zwar eher genuine Weise kulturfördernd sind als beispielsweise das Abfüllen von gewürzten und zermahlenen Tierteilen in andere Tierteile. Da ich hier jedoch nicht vom Fach bin und auch wenig Interesse an dieser Thematik habe, möchte ich nur anmerken, dass die Vergabe eines Schlachtereienpreises ganz im Ermessen der dafür zuständigen Stellen liegt, aber nicht auch notwendigerweise von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien erledigt werden muss.

Was sich jedoch in der Vergabe dieses Preises zeigt, ist, wenn schon die Handelsbedingungen für die großen weltweit agierenden Konzerne, die nebenbei auch noch Bücher verkaufen und damit wie nebenbei in bestimmten Ländern bestehende hervorragende Strukturen zerstören helfen, nicht angemessen angepasst werden (vulgo: auch Amazon ebenso wie seine kleinen Mitbewerber im Endkundengeschäft Steuern zahlen muss), eine gelinde Restwertschätzung der für das Schöne abgestellten Bundesregierungsmitarbeiterin.

Und blendet man das ganze Falsche aus, innerhalb dessen dieser Preis vergeben wird, bleibt diese wichtige Wertschätzung übrig, die sich manifestiert in der Prämierung der drei Hauptpreisträger, der Buchhandlungen artes liberales, Literatur Moths und Rote Zora. Sie leben – wie die nominierten allesamt, was Jo Lendle, den Laudator, dazu bewog, sinngemäß von lauter Gewinnerinnen zu sprechen – das mögliche Besondere einer inhaber_ingeführten Buchhandlung, wozu eine eigene Vorstellung vom Buchhandeln, aber eben vor allem auch ein hoher nicht immer in Heller & Pfennig sich auszahlender Einsatz gehört, weshalb sich nach wie vor diejenigen Menschen, die einfach nur reich werden wollen, eher auf andere Branchen verlegen. Mindestens Wertschätzung sollte dann also drin sein.

In Schleswig-Holstein übrigens wurde nur eine einzige Buchhandlung nominiert und als hervorragende Buchhandlung ausgezeichnet – und obwohl ich bezweifle, dass man nicht auch weitere hätte finden können (mir wären schon welche eingefallen), kann ich versichern, dass diese es verdient hat: Buchstabe in Neustadt in Holstein.

Jo Lendles Rede verlässt zuweilen zwar den Pfad sinniger Argumentation (z. B. »Buchhandlungen sind die Buchhandlungen der Nation!«) und meint, dies als »überraschende, reflexive Metapher« verkaufen zu können, obwohl es doch nur schampusbeseelter Unfug ist – dem Tenor wie den Schlussworten aber schließe ich mich – dabei an meine ferne Lieblingsbuchhandlung denkend – gern an:

Und ich wiederhole es noch mal, weil es im Trubel des Bücherherbstes oder des Weihnachtsgeschäfts oder während der Schrecken der Inventur nicht in Vergessenheit geraten soll: Wir brauchen Sie. Als Verlage, als Autoren, als Leser. Vielen Dank.

Gelesen. Lanier. (Und Friedenspreis.)

Jaron Lanier: Who Owns the Future? London: Penguin, 2013.

Lanier zu lesen ist deshalb lohnend, weil er gängige Mythen der Netzkultur hinterfragt. Notwendig wird dies einer gewissen saturierten Selbstgefälligkeit wegen, die vielen sich selbst als digital natives Begreifenden eigen zu sein scheint.

Angesichts der hier ja schon erwähnten Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels beispielsweise schreibt Jürgen Geuter

Der Friedenspreis für Jaron Lanier ist eine Kampfansage an das »Netz des Everybody«, das Internet der Kollaboration und der Crowds, das Netz, in dem dezentrale Gruppen Wissen und Kultur schaffen. Er ist eine Ablehnung von Ideen wie OpenSource und Crowdsourcing, eine Forderung der Rückbesinnung auf traditionelle Macht- und Produktionsstrukturen.

In dieser Einschätzung offenbart sich digitales Denken in Schwarz-weiß- bzw. An-aus-Schemata: wer Kritik an einzelnen Aspekten oder sichtbaren Folgen übt, sei damit ein Gegner jeglicher Netzaktivität. Das ist natürlich Unfug.

Lanier zeigt die wirtschaftlichen und sozialen Folgen von Digitalisierung auf: er sieht eben nicht (nur) die böse Musikindustrie, die jahrzehntelang die Künstler knebelte, bis die heroische Schar der Tauschbörsennutzer sie vollkommen uneigennützig befreite, sondern auch die Arbeitsplätze der Mittelschicht (in den Plattenfirmen selbst, aber auch im Vertrieb), die mit zurückgehenden Umsätzen schwanden. Wie in der Musikindustrie geschehen, sieht Lanier auch einen Großteil der anderen Arbeitsplätze von Digitalisierung und Automatisierung bedroht.

Für Crowdsourcing beispielsweise nennt Lanier auch gelingende Beispiele, beispielsweise die Kampagne von Amanda Palmer, die per Kickstarter für neue Projekte statt der erbetenen 100.000 US$ fast 1,2 Millionen US$ sammeln konnte – er verdeutlicht aber auch, dass wir nicht alle Amanda Palmer sind und bereits weniger extrovertierte Künstler (noch mehr natürlich der normale Bürger) im Kampf um die Aufmerksamkeitsökonomie zwangsläufig untergehen müssten.1 1: Jürgen Geuter bekommt auf ein Blogpost hin immerhin 748 € zusammen. Das kann man beachtlich finden (ist es), allerdings ist Geuter – verglichen mit dem normalen Bürger – extrem gut vernetzt. Muss ich wirklich erwähnen, dass es Lanier gleichwohl nicht um die Restituierung »traditionelle[r] Macht- und Produktionsstrukturen« geht?

Geuter sieht in der Verleihung des Preises an Lanier eine lächerliche Lobbyverlautbarung:

Vor allem ist er [der Preis] das laute Betteln, alles möge doch bitte endlich wieder werden wie früher.

Dies kann nur für denjenigen lächerlich sein, der gerade nicht vom Verlust seines (ggf. erst potentiellen) Arbeitsplatzes bedroht ist. Ich wirke an der Ausbildung von Buchhändlerinnen und Buchhändlern mit und darf am Beruflichen Gymnasium Jahr für Jahr hoffnungsvolle junge Menschen mit Abitur in die Welt entlassen. Nein, mein Arbeitsplatz ist nicht bedroht. Ich möchte aber, dass meine Auszubildenden, meine Schülerinnen und Schüler auch eine Perspektive entwickeln können, wo ihr Platz in der Gesellschaft ist. Und nein, es können nicht alle davon leben, dass sie sich mit dem Gadget ihrer Wahl ins nächste Café setzen und von dort aus wahlweise für nichts als die Ehre coden, für nix schreiben und für umme was auch immer Kollaboratives tun: von irgend etwas müssen wir leben!2 2: Ein weiterer Aspekt, der für Lanier als Vater wichtig ist, ist immer die Frage, ob Geld in der Menge fließt, dass in Familien Kinder aufwachsen können. Als nur für sich verantwortlicher allein Lebender hat man natürlich andere Prioritäten.

Was Lanier bei der Entwicklung von Technik als wichtig herausstellt, ist der auch langfristige Nutzen für den Menschen. Den begreift er als gefährdet, wenn die Entwicklung des Netzes und der durch dieses geprägten Kultur fortgesetzt wird wie bisher. Statt beispielsweise die Tendenz fortzusetzen, immer weniger Menschen für ihre zunehmend ins Digitale verlagerten Dienste zu bezahlen, sieht er es als notwendig an, dass die immer wieder angeführten »siren servers«, die zentralen Firmen im Netz, ihre Nutzer für ihre Daten und Inhalte bezahlen. Beispiel: Amazon ist meine erste Anlaufstelle im Netz, wenn ich mich mal kurz über ein mit unbekanntes Buch informieren will. Ich informiere mich dabei mittels Rezensionen, die andere Nutzer unbezahlt Amazon zur Verfügung gestellt haben, aber auch über Empfehlungen, die aus Daten über das Kundenverhalten errechnet wurden. Warum bezahlt Amazon die nicht?

Lanier reaktiviert und aktualisiert damit den alten arbeiterbewegten und gewerkschaftlichen Gedanken, dass eine Leistung, mit der Firmen Geld verdienen, auch angemessen entlohnt werden muss, damit die Leistungserbringer davon leben können.3 3: Wer das Prinzip noch nicht begriffen hat und ermessen möchte, wie weit zurück die Kritiker sind, mag noch einmal Zolas Germinal aus dem Jahr 1885 lesen. Es geht darum, dass nicht nur die Bergwerksbesitzer, sondern auch die Bergarbeiter gut leben können. Ob und wie dies geschehen muss, darüber ist zu diskutieren; darin aber nur ein Beharren alten Strukturen zu erkennen, zeugt von mehr als nur Kurzsichtigkeit. Immer wieder bezeugt Lanier seine Schwierigkeiten mit monopolartigen Strukturen, die sich im Netz zur Zeit sehr deutlich herausbilden und dabei enorme finanzielle Werte anhäufen, deren Unterpfand aber Daten sind, die sie bei unbezahlten Nutzern sammeln (»Your lack of privacy is someone else’s wealth« (99)).

Ein anderer Gedanke: bei Kristian Köhntopp las man früher, als er noch eine eigene Website hatte und nicht nur einen Account bei einem der Siren Servers, das Wesen der IT sei die Kopie. Bei Lanier erfahren wir (im Ted-Nelson-Kapitel, 213 ff.) durch einen Blick in die Computerhistorie, dass diese Selbstverständlichkeit ebenso wie Eigenheiten von Tim Berners-Lees HTML konzeptionelle Entscheidungen waren. Heute aber erschweren sie uns zum Beispiel die direkte Rückmeldung an den urheberrechtlichen Schöpfer. Beispiel: wir erstellen (wie viele andere auch) ein Mashup aus im Netz verfügbaren Videos und Musik. Zwei Möglichkeiten ergeben sich nun: der Schöpfer der ursprünglichen Werke bekommt dafür nichts, weil die Schöpfungshöhe des neuen Werks so hoch und der konkret genutzte Anteil so klein ist – oder aber er kann einen Richter davon überzeugen, dass es sich im eine Urheberrechtsverletzung handelt, sodass wir als Mixer hohe Strafzahlungen leisten müssen. Günstiger wäre möglicherweise ein Rückmeldungssystem, das kleine Summen, Micropayments, in dem Moment leistet, in dem das fremde Werk genutzt wird.

Und so fort. Lanier lesen bedeutet auch, sich einem assoziativen, mäandernden Stil anzuvertrauen, in dem Ideen nicht immer stringent und vielleicht nicht mal immer konsistent entwickelt werden: wir sehen hier einem kreativen Menschen4 4: Lanier ist Musiker. Wer nicht mindestens ein Instrument spielt, ist für Kritik disqualifiziert. :-) beim Denken zu. Und das kann auch mal in die Irre führen. Der Fehler der Gegner Laniers ist, dass sie ihn für ähnlich geistig unbeweglich halten wie sie selbst es möglicherweise sind: Lanier bietet keine fertigen Lösungen an, sondern in einem Diskussionsbeitrag neue Konzepte für eine sich verändernde Welt, in der der Wert des Menschen aber eben nicht ab-, sondern zunehmen soll: »humanistic information economy« nennt Lanier dieses Ziel.

Jürgen Geuter, der oben angeführte Kritiker, begreift den Menschen als »Knoten im sozialen Netzwerk«, der letztlich nicht Herr über seine Daten sein könne und solle. Lanier denkt in den letzten Sätzen seines Buches darüber nach, welches Leben seine Tochter einmal führen wird, und er wünscht sich ein für sie ein lebendiges Dasein: »fun and wild, […] radically wonderful, and unendingly so« (349) Hier stehen gegeneinander ein mechanistisches, konformistisches Einordnen, das den als normativ verstandenen Forderungen der Technikökonomie entspricht, und der Wunsch, die Technik möge das Hippieleben eher noch ein wenig großartiger machen. – Meine Wahl ist klar.

Buch bei Amazon angucken: englischdeutsch.