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Gelesen.

Frank Schätzing: Der Schwarm. Frankfurt am Main: Fischer TB, 2006.

Etwa die erste Hälfte gefiel mir gut: Schwerpunkte liegen auf der Entfaltung eines Plots, der von seiner Idee her originell ist und sehr überzeugend aufgebaut wird, sowie auf der Wissensvermittlung, um das Geschehen auch als Nicht-Naturwissenschaftler verstehen zu können. Je weiter jedoch die Geschichte voranschreitet, desto klischeehafter bewegt sie sich in das durch das Schielen des Autors Richtung Hollywood vorgegebene Schema immergleicher Thrillerabläufe. Dass die Figuren dabei explizit immer wieder auf die Ähnlichkeit des Geschehens zu aus Filmen bekannten Topoi hinweisen, befreit Schätzing nicht vom Vorwurf der gekonnten Montage aus der Musterkiste. Gekonnt aber ist es: ein gutes Statt-Spielfilm-Buch.

Zwei wichtige Bestseller – Sakrileg und Der Schwarm – habe ich mir jetzt mal angesehen. Es gewinnt: Schätzing.

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Gelesen.

Ralf Rothmann: Hitze. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005.

Ein Blick auf das Leben der Großstadt aus der Sicht eines ehemaligen Kameramannes und jetzigen Großküchenmitarbeiters in vielen einzelnen, genau beobachteten oder vortrefflich erdachten Episoden, die nur locker verknüpft sind durch die melancholische Lebens- und Liebesgeschichte des Protagonisten.

Lesen!

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Gelesen.

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Axel Brauns: Kraniche und Klopfer. Hamburg: Hoffmann und Campe, 2004.

Die Geschichte eines kleinen Mädchens – zu Beginn gerade eingeschult –, Adina, die in einer von der Mutter zunehmend vermüllten Wohnung voller »Das will ich mir noch angucken«, »Das kann man doch nicht wegwerfen« und »O ist das wichtig« leben muss, begleitend eingeschärft bekommt, diesen Zustand – außen die smarte Fassade der Geschäftsfrau, innen das Scheitern am Alltag – so gut es geht zu verheimlichen.

Hierzu gehört, dass sich das Mädchen vor den »Klopfern« in Acht zu nehmen hat: vor den normalen Menschen, die nicht ahnen dürfen, dass es zu Hause bei Adina nicht so aussieht wie anderswo, sondern dass sie sich erst über Kistenberge einen Weg ins Kinderzimmer bahnen muss.

Irgendwann wandeln sich diese Berge vom Abenteuerspielplatz zur tödlichen Gefahr und Adina verliert ihren letzten Vertrauten. In der Folge schottet sie sich noch mehr ab, entwickelt Schuldgefühle, verfestigt nolens volens ihren Außenseiterstatus ...

Ein beeindruckendes Buch von einem beeindruckenden Axel Brauns.

Gelesen.

Rankin: Souvenir des Mörders
Ian Rankin: Das Souvenir des Mörders. München: Goldmann Taschenbuch, 2005.

Die Reihe um den schottischen Ermittler John Rebus steht wie andere auch für den modernen Kriminalroman, der die Kriminalermittlung nur als Aufhänger nutzt, um die eigentliche Geschichte zu erzählen. Natürlich überwiegt der Ermittlungsanteil in der Geschichte weit andere Aspekte, doch gleichwohl sind auch in der Ermittlung zentrale Fragen solche:

  • Wie reagiert der Ermittler?

  • Was verrät die Reaktion des Ermittlers über eben diesen?

  • Welche Auswirkungen hat die Ermittlung (mit ihren soziologischen, moralischen, politischen Implikationen) auf den Ermittler und sein familiäres und sein dienstliches Umfeld, sein Privatleben, sein Gewissen?

  • Wie entwickelt sich der Ermittler (samt Umfeld) über den einzelnen Roman hinaus?


Gerade das letzte Moment – ich nenne es mal Makrogeschichte – ist ein nicht zu unterschätzendes. Zwar bemühen sich deutschsprachige Verlage meist, die ursprüngliche Editionshistorie möglichst zu hintertreiben und die Makrogeschichte damit zu zerstören oder aber hinderlich werden zu lassen im Verständnis der einzelnen Bände, doch wenn eine Serie erst einmal mehr oder weniger komplett vorliegt, kann der Leser der Makrogeschichte folgen.

Diese ist oftmals alles andere als kriminalistisch motiviert, gleichwohl vermute ich, dass sie für einen großen Teil der Leserschaft ebenso bedeutsam ist wie die Kriminalhandlung. Schon die Liebesgeschichte zwischen Lord Peter Wimsey und Harriet Vane war ja treibende Kraft ein den letzten Romanen Dorothy Sayers', und es ist kein Zufall, dass die Romane um Wimsey mit der Heirat der Liebenden ein Ende finden.

Triviales Interesse auf dem Niveau der Soap-Opera ist es also, was uns Krimileser neben dem intellektuellen Moment des Rätselratens zumindest auch umtreibt, und der moderne Kriminalroman kommt uns dabei weit entgegen. Die Krimihandlungen sind häufig hanebüchen, überzogen, fernab normaler polizeilicher Realität (der nächste Blogeintrag wird ein hervorragendes Beispiel dafür liefern, wenn ich ihn schreibe ;-)), doch die Makrogeschichte trägt auch einen weiteren Band einer Serie.

Und ja, ich habe also auch wissen wollen, wie es mit Rebus weitergeht. In Das Souvenir des Mörders erfährt man's.

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