Gelesen. Weyhe.
Birgit Weyhe: Madgermanes. Berlin: avant, 2016.
Miteinander verknüpfte Schicksale dreier junger Menschen aus Mosambik, die von ihrer Regierung der DDR als Vertragsarbeiter zur Verfügung gestellt wurden – angeblich zur Ausbildung, tatsächlich zur Ausbeutung. Nach der Implosion der DDR werden die drei nicht mehr gebraucht, die auch vorher schon spürbaren Feindseligkeiten der Deutschen verstärken sich noch, und so ist die Rückkehr nach Mosambik eine Möglichkeit. Eine Heimkehr allerdings wird es nicht: so fremd die Arbeiter in der DDR und der BRD waren, so fremd sind sie jetzt den Mosambikern, die zuhause geblieben sind und einen Bürgerkrieg miterleben mussten. Die Frage nach der Bedeutung von Heimat stellt sich.
Bei Amazon lese ich die Rezension von Erhard H: »wer sich für die situation der ddr-vertragsarbeiter im sozialistischen musterland, den rassismus und danach interessiert, muss das buch kaufen und lesen.« Das stimmt natürlich nicht. Tatsächlich interessierte ich mich kein Stück (!) für die Situation dieser Menschen – wie auch?: ich wusste ja nicht einmal von ihnen. Die Autorin aber überzeugt auch den Uninteressierten, das ist ihre besondere Leistung mit diesem Comic.
(Und anderer in Bezug auf andere Themen, muss man sagen: ich habe in den letzten Tagen neben diesem noch ein paar andere aktuelle Graphic Novels gelesen, die sich mit Krieg und seinen Folgen, Flucht und Vertreibung sowie der Rolle heutiger Journalisten (Im Schatten des Krieges), Familiengeschichte als Flucht- und Vertreibungsgeschichte (Palatschinken) sowie Kindheit und Geschlechterrollen und -identität (Die Favoritin) befassen. Wer diese Geschichten liest (und sie sind ja prinzipiell deutlich zugänglicher als Vieles, was zur Zeit auf dem Gebiet des Romans Ähnliches versucht), wird erkennen, was (auch grafische) Literatur kann: das allgemein Menschliche im speziellen Leben aufdecken. Die Ähnlichkeit unserer Bedürfnisse zeigen. Und ganz häufig auch: uns Satten zeigen, welches außerordentlich seltene Glück wir haben, ein sattes Leben führen zu dürfen.)
Grafisch besonders in der Integration europäischer und afrikanischer Zeichentraditionen.
Die Website der Autorin.
Miteinander verknüpfte Schicksale dreier junger Menschen aus Mosambik, die von ihrer Regierung der DDR als Vertragsarbeiter zur Verfügung gestellt wurden – angeblich zur Ausbildung, tatsächlich zur Ausbeutung. Nach der Implosion der DDR werden die drei nicht mehr gebraucht, die auch vorher schon spürbaren Feindseligkeiten der Deutschen verstärken sich noch, und so ist die Rückkehr nach Mosambik eine Möglichkeit. Eine Heimkehr allerdings wird es nicht: so fremd die Arbeiter in der DDR und der BRD waren, so fremd sind sie jetzt den Mosambikern, die zuhause geblieben sind und einen Bürgerkrieg miterleben mussten. Die Frage nach der Bedeutung von Heimat stellt sich.
Bei Amazon lese ich die Rezension von Erhard H: »wer sich für die situation der ddr-vertragsarbeiter im sozialistischen musterland, den rassismus und danach interessiert, muss das buch kaufen und lesen.« Das stimmt natürlich nicht. Tatsächlich interessierte ich mich kein Stück (!) für die Situation dieser Menschen – wie auch?: ich wusste ja nicht einmal von ihnen. Die Autorin aber überzeugt auch den Uninteressierten, das ist ihre besondere Leistung mit diesem Comic.
(Und anderer in Bezug auf andere Themen, muss man sagen: ich habe in den letzten Tagen neben diesem noch ein paar andere aktuelle Graphic Novels gelesen, die sich mit Krieg und seinen Folgen, Flucht und Vertreibung sowie der Rolle heutiger Journalisten (Im Schatten des Krieges), Familiengeschichte als Flucht- und Vertreibungsgeschichte (Palatschinken) sowie Kindheit und Geschlechterrollen und -identität (Die Favoritin) befassen. Wer diese Geschichten liest (und sie sind ja prinzipiell deutlich zugänglicher als Vieles, was zur Zeit auf dem Gebiet des Romans Ähnliches versucht), wird erkennen, was (auch grafische) Literatur kann: das allgemein Menschliche im speziellen Leben aufdecken. Die Ähnlichkeit unserer Bedürfnisse zeigen. Und ganz häufig auch: uns Satten zeigen, welches außerordentlich seltene Glück wir haben, ein sattes Leben führen zu dürfen.)
Grafisch besonders in der Integration europäischer und afrikanischer Zeichentraditionen.
Die Website der Autorin.