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Die Liebe, das Leben und die Lyrik III.

[Zum ersten Teilzum zweiten Teil.]

In Thees Uhlmanns Zum Laichen und Sterben ziehn die Lachse den Fluss hinauf (Text) ist die Thematisierung der Lebensphasen inhaltlich bestimmend. Noch in der Jugend stehend, die wiederum Sehnsuchtszeit für viele Ältere ist, lesen die S einen Text, der die Kindheit in den Fokus rückt, die die S schon verlassen haben. Die Unterlegung mit altem Filmmaterial, das videocliptypisch mit aktuellen Szenen der Band verschnitten wird, verdeutlicht dabei die Unterschiede zwischen der Kindheit Uhlmanns und der S; Reflexion über eigenes Sein und eigene Erinnerung wird angestoßen. Film wie Text spielen auf den »ewigen Kreislauf des Lebens« (S) an, zwar sind beide Darstellungsformen voller Freude, doch man »weiß ja, dass da noch was kommt« (S).

Das Leben in seiner begrenzten Dauer ist ein Topos der Barockliteratur, in der das Memento mori, die Vergänglichkeit des irdischen Seins stete Mahnung ist. Anhand von Gryphius' »Thränen in schwerer Krankheit« wird diese Haltung zum Leben auf den Punkt gebracht. Wir repetieren kurz die zeitliche Einbettung – Dreißigjähriger Krieg, Pest, allgemeine medizinische Situation – und gehen auf den Inhalt des Sonetts ein. Hierbei wird die Metaphernfülle wahrgenommen und unter Erarbeitung des tertium comparationis funktional erfasst.

Nachdem wir nun alle ganz niedergedrückt sind, wird noch einmal der Vergleich mit Uhlmanns Song unternommen und wir bemerken: auch dort ist das Sterben im Refrain stets präsent; die Freude lebende Musik scheint den Gedanken zwar in den Hintergrund zu drängen, doch die Vergänglichkeit wird auf vielfältige Weise thematisiert: im Lauf der Generationen, in der variierenden Wiederholung, der Gegenüberstellung früherer und heutiger Handlungen, schließlich auch im Retroeffekt, mit dem die aktuellen Szenen verfremdet wurden, der ja aber nur die unterschiedliche Alterungsbeständigkeit von Filmemulsionsbestandteilen simuliert. Letztlich aber erkennen S im Clip auch die Aufforderung, »was aus dem Leben zu machen«, ihm »einen Sinn [zu] geben« (S) – und das ist auch gut so. Deshalb sehen wir ihn auch noch einmal! –

Dies ist der dritte und letzte Teil der kleinen Unterrichtseinheit zu Erscheinungsformen von Lyrik, denn die noch folgende allerletzte Sitzung dieses Kurses in diesem Jahr wird eine Weihnachtsfeierstunde sein, zu der die schuleigene Kapelle aufspielen wird, sodass keine weitere Zeit mehr zum Zusammenstellen und Besprechen weiterer Folgen verbleibt.