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Eine Abteilung leiten.

Brain dump wie bei Thomas – ein gutes Format, weil stets zu viel passiert, um alles aufzuschreiben, aber nicht alles verloren gehen soll. In Anerkenntnis des Flüchtigen, Behelfsmäßigen, Unfertigen. –

Als wir einmal unseres Schulleiters verlustig gingen und daher nach einer*m Nachfolger*in suchten, überlegte ich schon mal, was denn eine Leitungsperson ausmache. Inzwischen habe ich selbst die Leitung einer Abteilung übertragen bekommen, was mich das schwer Fassbare des Leitens immer wieder reflektieren lässt – in gelungenen und auch in misslungenen Momenten. –

Zuweilen habe ich das Gefühl, leitend in der Schule tätig zu sein (und vielleicht trifft das auch auf andere Berufsbereiche zu) bestehe zumindest im Miteinander mit den Kolleg*innen im Wesentlichen daraus, es genau nicht zu sein. Sondern einfach präsent zu sein, die guten Vorschläge, die von allen Seiten kommen, aufzunehmen, die Umsetzung zu befördern und etwaige Hindernisse, so gut es geht, aus dem Weg zu räumen.

Ich habe in den jetzt etwas über drei Jahren in Abteilungsleitungsfunktion nur wenige Situationen erlebt, in denen ich – dann unter vier Augen – deutlicher werden musste als es dem üblichen Miteinander entspricht, und in den ausnehmend deutlichen Fällen war diese Kommunikation nach außen, nicht ins Kollegium gerichtet.

Wenn man dann aber mit den interessierten Kolleg*innen zusammensitzt, um ein Problem zu bearbeiten, und die Lösungsansätze wie von selbst entstehen, ist das ein ausgesprochen positives Erlebnis. Eine Abteilung zu leiten macht schon auch Laune.

(Und immer wieder die Ähnlichkeit zum Unterrichten.) –

Hinterher: Heiße Schmorpfanne mit Weißkohl, Möhren und leicht scharfen Rübchen aus der Solawi-Kiste, zudem Hackfleisch (prosaisch von Famila, sorry), wohlgewürzt mit Salz, Pfeffer, Kümmel, Piment d’Espelette.

Rückblick Schuljahr 2015/16

Nun, da ich schon wieder den ersten Wochenstundenplan fürs nächste Schuljahr verschickt habe, ist es auch Zeit für einen kurzen Rückblick:

Das letzte Schuljahr war für mich ein besonderes, weil ich, wie erwähnt, Anfang Februar mit einer neuen Aufgabe betraut wurde, was zu Veränderungen im Aufgabenbereich führte.

Dies führte zunächst leider dazu, dass ich zum Halbjahr meinen Deutschkurs und zum Schuljahreswechsel zwei Philosophiekurse am Beruflichen Gymnasium an Kolleginnen abgegeben musste. Für mich hat das den Charakter des Unfertigen, es lässt mich nicht zufrieden auf das bislang Erreichte zurückblicken.

Umso mehr freute es mich, dass ich in meiner neuen Funktion von allen Seiten Unterstützung bekam, was den Wechsel erleichterte. Gleichwohl kam im ersten halben Jahr einiges auf mich zu, was die Zeit der Übergabe im Nachhinein zuweilen als zu kurz erscheinen ließ. Zu den Aufgaben des Außenstellenleiters gehört Schreibtischarbeit: im Zentrum derselben stehen Stundenpläne (eine Woche im Voraus; aus Gründen jede Woche neu!), Blockpläne (alle fünf bis sechs Wochen drei Wochen vor dem Beginn des nächsten Blocks: wer unterrichtet welche Inhalte mit wie vielen Stunden?) und der Jahresblockplan (jährlich ein Jahr im Voraus; wann kommen welche Klassen?); dazu Zwischen- und Abschlussprüfungsplanung (Aufsichten und Räume; Zuordnung der Schüler_innen). Auch die Aufteilung der Schüler_innen in Klassen (wobei soweit wie möglich die Wünsche der Ausbildungsbetriebe berücksichtigt werden) und die Vorbereitung der fristgerechten Einladung muss erledigt werden; andere (meist E-Mail-) Korrespondenz fordert weitere Zeit. Hinzu kommen Dokumentationspflichten wie beispielsweise Stundenabrechnungen, die an die Hauptstelle weitergegeben werden.

Was jedoch viel interessanter (und auch stärker fordernd) ist, ist die Voraussetzung des Ganzen, nämlich der kommunikative Aspekt dieser Arbeit: wenn es gut laufen soll, müssen Entscheidungen, die beispielsweise in die Pläne eingehen, wie auch Vorstellungen und Wünsche der Kolleg_innen vorab besprochen werden, sodass es möglichst selten unangenehme Überraschungen gibt.

(Dass diese nicht ganz zu vermeiden sind, liegt in der Natur der Sache: weil wir eine Landesberufsschule mit Blockunterricht sind, kommen Schüler_innen aus ganz Schleswig-Holstein zu uns; wegen der Entfernung zum Wohnort übernachten viele von ihnen im der Schule angeschlossenen Internat. Die Auszubildenden sind also sowieso da, und das ist ein wesentlicher Grund dafür, möglichst wenig Unterricht ausfallen zu lassen – analog zum Grundschulmodell als so eine Art verlässlicher Berufsschule (ein zweiter: die Auszubildenden werden ja für den Unterricht von der Arbeit im Ausbildungsbetrieb freigestellt. Wenn dann also kein Unterricht stattfindet, müssten die Schüler_innen in den Betrieb – das wiederum ist eben der Entfernungen wegen nicht praktikabel …). Zu den unangenehmen Überraschungen für die Kolleg_innen kann also gehören, am Morgen des bislang unterrichtsfrei vorgestellten Tages um 7 Uhr vom Abteilungsleiter angerufen und zum Unterricht gebeten zu werden.)

Das durch Absprachen, Zurufe, Teambesprechungen, Dokumentationen etc. miteinander am Gelingen der gemeinsamen Aufgabe Landesberufsschule Arbeiten ist es, was mir sehr gefällt. Hierbei muss ich mir, weil dem am Schreibtisch Arbeitenden unwillkürlich, aber unzutreffend der Eindruck entsteht, er werde durch mit einem Anliegen Hereinkommende gestört, auch immer wieder verdeutlichen: eben dieses kommunikative Arbeiten ist das Entscheidende – auch wenn am nicht fristgerecht erstellten Plan sehr viel deutlicher sichtbar würde, dass eine Aufgabe nicht erledigt wurde. –

Repräsentative Arbeit ist da natürlich auch: innerhalb der Schule (gegenüber Kolleg_innen aus anderen Abteilungen, in Sitzungen der Abteilungsleitenden etc.), aber auch nach außen (in Zusammenarbeit mit Ausbildungsbetrieben und den IHK, auf Entlassungsfeiern der Absolventen etc.).

Ein Nachteil des Ganzen ist es (noch viel mehr als sowieso beim nicht anonymen Lehrer_innenbloggen), dass ich hier nur wenig berichten darf, denn es gilt fast immer: je deutlicher es sich um eine Abteilungsleitungsaufgabe handelt (möglicherweise auch: je interessanter es für die Mitlesenden sein könnte), desto wahrscheinlicher ist, dass hier nicht davon erzählt werden darf.

Erlaubt ist natürlich, das eigene Tun zu reflektieren – und zu dem gehört nach wie vor überwiegend die Arbeit mit den Schüler_innen. Und hier ist mir vor allem im letzten Halbjahr das innovative Moment im Hinblick auf den Unterricht zu kurz gekommen. Die Sicherheit, die ich durch langjährige Routine im Unterrichten gewonnen habe, lässt mich zwar zuverlässig das Soll erfüllen, aber damit es mir selbst mehr Freude bereitet, muss ich hier künftig wieder stärker arbeiten und Neues probieren.