Lion Feuchtwanger: Erfolg. Berlin/Leipzig: Volk und Welt, 1950. (Bibliothek fortschrittlicher deutscher Schriftsteller)
Gelesen auf die Darstellung Feuchtwangers in Modicks Sunset hin. – Feuchtwangers Buch ist weniger gut gealtert als zeitgenössische etwa Thomas Manns; zu viel belanglose Schilderungen lassen hervorragende Momentaufnahmen weit in den Hintergrund treten. Interessant ist die Lektüre als Schlüsselroman.
Meinem Deutsch-Grundkurs im 13. Jahrgang werde ich anempfehlen, die nächste Lektüre nicht im Klassenverband zu lesen, sondern stattdessen zu zweit oder zu dritt an einem Buch zu arbeiten und dieses dann den MitS zu präsentieren.
Halbjahresthema ist »Produktion, Rezeption und Wertung von Literatur und Medien«, daher werden wir im literarischen Teil Gegenwartsliteratur in den Blick nehmen.
Bislang habe ich (aus verschiedenen Gründen) folgende Texte ausgewählt:
Es sind also schwierige und weniger schwierige Texte, Bestseller und wenig massenkompatible, aber immer Texte von gewisser Qualität (wer noch Anregungen für interessante Taschenbücher hat: immer her damit!).
Nun geht's an die Planung der Erarbeitungsbegleitung: mehr oder weniger konkrete Aufträge? Mehr oder weniger Hilfen? Mehr oder weniger Kriterien für die Vorstellung im Kurs? Etc. (Macht Laune.)
[Update 2.2.2009: Streichungen und Ergänzungen der obigen Liste sind auf Gespräche hier und anderenorts zurückzuführen.]
Klaus Modick: Die Schatten der Ideen. Berlin: Eichborn, 2008.
Geschickte Verschachtelung dreier Ebenen: die des Protagonisten (Moritz Carlsen), der als writer in residence an eine amerikanische Universität in Vermont geht, dort ein Manuskript entdeckt
eines jüdischen Historikers, der, vor den Nazis geflohen und später an eben jener Universität etabliert, in die Fänge McCarthys gerät, weil er nicht nur mit Gewerkschaftern, Linken und Anarchisten bekannt war, sondern auch
über Giordano Bruno lehrte, der wiederum der Inquisition zum Opfer fiel.
Carlsen verfolgt die im Manuskript erzählte Geschichte, stellt Nachforschungen an, stößt auf Ungereimtheiten, vertuschte Informationen und Gegner ...
Das ganze ist – auch wenn man Modick ab & an ein beherzteres Lektorat wünscht – spannend und unterhaltsam erzählt.
Klaus Modick: Vatertagebuch. Frankfurt: Eichborn, 2005.
Wer nun zufällig Leser, aber auch Vater (bevorzugt zweier Töchter, aber Söhne gehen notfalls wohl auch) ist, lese dieses Buch: voller Witz und Gefühl, ruhiger Nachdenklichkeit und chaotischer Ungeplantheit stellt Klaus Modick in Tagebuchform ein Jahr seines Vaterlebens vor.
Nicht frei von Eitelkeiten, Koketterien und Redundanzen (die eben etwas ganz anderes sind als Motive – aber wem erzähle ich das?), aber echt: nicht weil eine tatsächlich existierende Familie abgebildet wird, sondern weil diese poetisiert wird, ohne verkitscht zu werden.
Auch für Kinderlose von Interesse die Rubrik »WKK« (»Was Kinder kosten«), besonders für Lehrer verbindlich die Episoden aus dem Schulalltag, für jedermann der ganze Rest.