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Gelesen. Köhlmeier.

Michael Köhlmeier: Die Musterschüler. München: dtv, 2009.

Ein Schüler eines von Mönchen geleiteten Internats wird von seinen Klassenkameraden »gezüchtigt«. Wie es dazu kam, welche Motive, Befindlichkeiten und Interessen dahinterstecken und letztlich auch welche Personen in welchem Maße Verantwortung und Schuld tragen am Geschehenen, das wird Jahrzehnte später zu bestimmen versucht: einer der Mittäter, der durch Befragungen anderer Mittäter und Zeugen die Tat aufzudecken sucht, erzählt im Dialog mit einem Unbeteiligten von seinen Ermittlungen und ihren Ergebnissen.

Die enervierend genaue und langsamen Vorgehensweise des fiktionalen Gesprächs braucht den geübten Leser, dessen Interesse an der Schilderung gruppenpsychologischer Prozesse größer sein sollte als das an schriller Action; wer sich aber auf das Tempo Köhlmeiers einlässt, begreift, welche Verhältnisse, welches geistige Klima fast zwangsläufig zu alltäglicher und als selbstverständlich und unausweichlich empfundener Gewalt führen muss.

In den derzeit geführten Debatten um die Missbrauchsvorfälle an kirchlichen und nichtkirchlichen Schulen wird viel Wichtiges und Kluges geschrieben – dieses Buch ist eine wertvolle Ergänzung.

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