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Gelesen. Wolf.

Christa Wolf: Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud. Berlin: Suhrkamp, 2016.

Wenn irgendjemand so gar nicht nach Los Angeles zu passen scheint, ist es Christa Wolf, die in diesem 2010 erschienenen Buch auf die Jahre 1992/93 zurückblickt, in denen sie auf Einladung der Getty-Stiftung eine Zeit in den USA verbringt. Die Stipendiat*innen sind im Ms. Victoria, einem alten Hotel, das ein Kosmos für sich gewesen zu sein scheint, untergebracht, so gibt es erste Bekanntschaften. Ihr anfängliches Fremdeln überwindet sie (bei aller kritischen Sichtung des ihr Begegnenden) rasch und zeichnet ein interessantes Bild der sich ihr begegnenden Gesellschaft inklusive ST:TNG-Rezeption (»[…] schamlos entzückt folgte ich dem Kapitän Picard und seiner Mannschaft, hingegeben den Abenteuern des Sternenschiffes Enterprise […]« (ebd., 80). Immer im Hintergrund: die Geschichte der Flüchtlinge vor der Gewaltherrschaft des Dritten Reichs, der Exilant*innen und Emigrant*innen, die in L. A. ebenso fremd waren wie Wolf. Außerdem geht es im gewohnt nachdenklichen Christa-Wolf-Ton um ihre verdrängte IM-Geschichte, das mediale Echo darauf, vor allem aber die eigene Selbstbefragung über Erinnerung, Verantwortung, Schuld und Vergessen.

Dass die Suche nach L., einer unbekannten Briefpartnerin einer verstorbenen Freundin, noch zum Erfolg führt, ist fast zu viel literarische Fügung in einem Beobachtungs- und Selbsterforschungsbuch, das eher kein großes, aber eines zur Vervollständigung, für Fans ist.

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