Was wählen? – Bundestagswahl 2017.
Tl; dr: geh wählen! –
Wie Johnny Haeusler möchte auch ich meine Wahlentscheidung offen legen. Es gilt der übliche Disclaimer: wer kann schon alles gutheißen, was von einer Partei getan und gewollt wird? Da dies vermutlich nicht einmal bei den jeweiligen Spitzenkandidat_innen der Fall ist, geht es um die Größe der Schnittmengen.
Seit vielen Jahren bin ich leidendes Mitglied der SPD und daher habe ich natürlich auch ein SPD-Wählen-Abo. Ich habe allerdings schon abweichend gewählt (beispielsweise Die Piraten ins Europaparlament) und werde es diesen Sonntag mit meiner Zweitstimme wieder tun (Bündnis90/Die Grünen).
Ich nehme an, dass Martin Schulz eine gute Kanzlerin wäre. Allein seine Chancen dafür streben freudig gegen Null, obwohl er ein überzeugender Europapolitiker ist und sich als Kandidat so gut schlägt wie es unter den gegebenen Bedingungen nur möglich scheint.
Daraus ergeben sich meine in erster Linie wahltaktischen Gründe für die Wahl der Grünen: eine linke Mehrheit (SPD/Grüne/Linke), in der ich die SPD hätte stark sehen wollen, ist nicht absehbar. Würde sie wider Erwarten eintreten, würde die Chance möglicherweise wieder nicht genutzt. (Und selbst dann würde eine Stimme für die Grünen nicht schaden.) Eine weitere große Koalition jedoch mag vielleicht der Staatsräson dienen (und wenn sie denn kommt, dann isses halt so), scheint aber der SPD die Substanz zu rauben und bedarf meiner Stimme nicht.
Bündnis 90/Die Grünen haben ein mir unsympathisches Führungsduo und dafür Doc Habeck verworfen. Wie kann man nur? Sie sind aber beispielsweise die einzige Partei, die einigermaßen überzeugend für Tempolimits, eine Reduzierung des Autoverkehrs und andere ökologisch und gesellschaftlich bedeutsame Fragen eintritt. Und in einer möglicherweise dräuenden Koalition mit der CDU (bzw. zusätzlich mit der FDP) möchte ich die Grünen stark sehen.
Die Linke ist mir in einigen Forderungen durchaus nah (und zwar näher als die SPD). Es sind diejenigen Forderungen, die den Neofeudalismus einer vermögenden Schicht im gesamtgesellschaftlichen Interesse einzugrenzen suchen. Die Linke hat aber sowohl unter den Funktionär_innen als auch unter den Wählern zu bedeutende bzw. zu viele, die in ihren Einstellungen der AfD nahe stehen. Auch von ihrer EU-Orientierung bin ich nicht überzeugt.
Der Vollständigkeit halber: natürlich wähle ich nicht die CDU. Angela Merkel braucht meine Stimme nicht und Heiner Geißler ist gerade gestorben.
Die FDP habe ich in der letzten Legislaturperiode nicht vermisst; dass es so viele Apotheker, Zahnärzte und Hoteliers gibt, wie die Wahlumfragen nahelegen, erstaunt mich dann doch. Die Reduzierung der liberalen Idee auf Wirtschaftsliberalität gefährdet sich selbst und die Erweiterung um erratische konservative Elemente macht die Sache nicht besser. Smart zu sein und sich gut zu verkaufen ist zu wenig für meine Stimme.
Die PARTEI ist mir in ihrer ironischen Haltung sehr sympathisch. Ich wähle aber nicht ironisch, sondern in echt, auch wenn du das vielleicht langweilig findest.
Die AfD schließlich halte ich natürlich für unwählbar, übrigens auch und gerade für konservative Wähler_innen. Sie ist nicht eine Partei legitimer Interessenvertretung, sondern des Hasses und der Missgunst. Sie hat in der kurzen Zeit ihres Wirkens das Schlechteste in den Menschen zum Vorschein gebracht. Kandidat_innen und Sympathisant_innen heißen offen rechtsextreme Positionen gut oder billigen sie zumindest als der Partei Nutzen bringend. Ich hoffe, dass die Demoskopen den Wähleranteil der AfD deutlich zu groß eingeschätzt haben; befürchte jedoch das Gegenteil. Mein einziger Trost: wann immer Rechtsextreme in den letzten Jahrzehnten in deutsche Parlamente gewählt wurden, haben sie sich aufgrund ihrer Unfähigkeit und Ichbezogenheit rasch selbst demontiert. Möge es auch diesmal so sein.
Wie Johnny Haeusler möchte auch ich meine Wahlentscheidung offen legen. Es gilt der übliche Disclaimer: wer kann schon alles gutheißen, was von einer Partei getan und gewollt wird? Da dies vermutlich nicht einmal bei den jeweiligen Spitzenkandidat_innen der Fall ist, geht es um die Größe der Schnittmengen.
Seit vielen Jahren bin ich leidendes Mitglied der SPD und daher habe ich natürlich auch ein SPD-Wählen-Abo. Ich habe allerdings schon abweichend gewählt (beispielsweise Die Piraten ins Europaparlament) und werde es diesen Sonntag mit meiner Zweitstimme wieder tun (Bündnis90/Die Grünen).
Ich nehme an, dass Martin Schulz eine gute Kanzlerin wäre. Allein seine Chancen dafür streben freudig gegen Null, obwohl er ein überzeugender Europapolitiker ist und sich als Kandidat so gut schlägt wie es unter den gegebenen Bedingungen nur möglich scheint.
Daraus ergeben sich meine in erster Linie wahltaktischen Gründe für die Wahl der Grünen: eine linke Mehrheit (SPD/Grüne/Linke), in der ich die SPD hätte stark sehen wollen, ist nicht absehbar. Würde sie wider Erwarten eintreten, würde die Chance möglicherweise wieder nicht genutzt. (Und selbst dann würde eine Stimme für die Grünen nicht schaden.) Eine weitere große Koalition jedoch mag vielleicht der Staatsräson dienen (und wenn sie denn kommt, dann isses halt so), scheint aber der SPD die Substanz zu rauben und bedarf meiner Stimme nicht.
Bündnis 90/Die Grünen haben ein mir unsympathisches Führungsduo und dafür Doc Habeck verworfen. Wie kann man nur? Sie sind aber beispielsweise die einzige Partei, die einigermaßen überzeugend für Tempolimits, eine Reduzierung des Autoverkehrs und andere ökologisch und gesellschaftlich bedeutsame Fragen eintritt. Und in einer möglicherweise dräuenden Koalition mit der CDU (bzw. zusätzlich mit der FDP) möchte ich die Grünen stark sehen.
Die Linke ist mir in einigen Forderungen durchaus nah (und zwar näher als die SPD). Es sind diejenigen Forderungen, die den Neofeudalismus einer vermögenden Schicht im gesamtgesellschaftlichen Interesse einzugrenzen suchen. Die Linke hat aber sowohl unter den Funktionär_innen als auch unter den Wählern zu bedeutende bzw. zu viele, die in ihren Einstellungen der AfD nahe stehen. Auch von ihrer EU-Orientierung bin ich nicht überzeugt.
Der Vollständigkeit halber: natürlich wähle ich nicht die CDU. Angela Merkel braucht meine Stimme nicht und Heiner Geißler ist gerade gestorben.
Die FDP habe ich in der letzten Legislaturperiode nicht vermisst; dass es so viele Apotheker, Zahnärzte und Hoteliers gibt, wie die Wahlumfragen nahelegen, erstaunt mich dann doch. Die Reduzierung der liberalen Idee auf Wirtschaftsliberalität gefährdet sich selbst und die Erweiterung um erratische konservative Elemente macht die Sache nicht besser. Smart zu sein und sich gut zu verkaufen ist zu wenig für meine Stimme.
Die PARTEI ist mir in ihrer ironischen Haltung sehr sympathisch. Ich wähle aber nicht ironisch, sondern in echt, auch wenn du das vielleicht langweilig findest.
Die AfD schließlich halte ich natürlich für unwählbar, übrigens auch und gerade für konservative Wähler_innen. Sie ist nicht eine Partei legitimer Interessenvertretung, sondern des Hasses und der Missgunst. Sie hat in der kurzen Zeit ihres Wirkens das Schlechteste in den Menschen zum Vorschein gebracht. Kandidat_innen und Sympathisant_innen heißen offen rechtsextreme Positionen gut oder billigen sie zumindest als der Partei Nutzen bringend. Ich hoffe, dass die Demoskopen den Wähleranteil der AfD deutlich zu groß eingeschätzt haben; befürchte jedoch das Gegenteil. Mein einziger Trost: wann immer Rechtsextreme in den letzten Jahrzehnten in deutsche Parlamente gewählt wurden, haben sie sich aufgrund ihrer Unfähigkeit und Ichbezogenheit rasch selbst demontiert. Möge es auch diesmal so sein.
Kommentare
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Torben am :
das kenn ich wohl.
Aber nochmal ganz doof nachgehakt (vielleicht stehe ich auch gerade auf der Leitung, weil harter Tag und so...) - Ist die Zweitstimme nicht die viel wichtigere, weil es nur ein/e Direktkanditat/in in den Bundestag schafft (gesetzt den Fall der Listenplatz ist einer der hinteren)?
Das ist auch immer mein Dilemma beim Wählen: gern möchte ich einem sympathischen Koalitionspartner mit zum Regieren verhelfen, aber da dieses schöne Bundesland ja nun gern mal Schwarz trägt (mit Ausnahmen natürlich), muss ich doch gerade bei der Zweitstimme an die SPD denken.
Ok, ich sehe gerade Frau Hagedorn stand auf Platz 1 der SPD-Landesliste, da kann man sich wohl tatsächlich ein wenig mit der Zweitstimme austoben.
Das monieren wir hier im ganz hohen Norden ja auch gern, unsere Kandidaten finden sich auf besagter Liste immer unter ferner liefen.
tl; dr: Mach' was aus Deiner Stimme...
Und egal welcher Partei man nahesteht: das Protonazis im Bundestag sitzen ist ein Jammer und ist für mich auch ein Zeichen, dass es wirklich an Solidarität und Mitgefühl fehlt. Andererseits gehöre ich auch nicht zu den "Abgehängten", die sich ihr Weltbild aus dem Boulevard zusammenzimmern müssen. Es war ja diesmal wieder grauslich anzuschauen, was gewisse Blätter aus einem großen Medienkonzern für Schlagzeilen aus der Mottenkiste holten, nur um sich jetzt scheinheiligerweise in die Empörung über die AfD zu mischen. Das erinnert mich immer an den Pyromanen, der dann auch noch gern Feuerwehrmann spielt ...
Hanjo am :
Wie auch immer: es werden interessante Zeiten (in denen konkrete Zahlen plötzlich keine Obergrenzen mehr sind), und ich bin gespannt, wie weit die Grünen sich verbiegen werden und wie schnell die FDP wieder draußen ist.
Über die AfD schweigen wir lieber …