Was ist eine berufliche Schule?
Anlässlich mir gerade wieder zu Ohren gekommener Missverständnisse stelle ich fest, dass offenbar gerade unter Kolleginnen und Kollegen am Gymnasium unzutreffende Vorstellungen existieren, was denn nun so eine Berufliche Schule sei. Das ist verständlich, weil Gymnasiallehrer, die sich nicht unterwegs mal verirren, im Regelfall nur Gymnasium und Universität kennen lernen. So ähnlich ging es mir auch: als nach meiner Ausbildung zum Gymnasiallehrer keine Stellen mit meiner Fächerkombination frei waren, bewarb ich mich an meiner jetzigen (beruflichen) Schule, kannte das System aber gar nicht. Als ich dann eingestellt wurde, brauchte ich so einige Zeit, bis ich die Strukturen überblicken konnte.
Ich möchte daher hier kurz einmal vorstellen, wie eine solche Schule aufgebaut sein kann, und ich werde immer wieder auf unsere Schule zurückgreifen (und auf diese verlinken, stelle aber ausdrücklich fest, dass dieser Artikel keine offizielle Information darstellt!): zum einen, weil ich sie am besten kenne, vor allem aber, weil sie als Schule im ländlichen Raum nicht so stark spezialisiert ist wie so manche großstädtische Schule und daher vielgestaltiger ist als diese.
Unsere Schule beispielsweise versammelt unter ihrem organisatorischen Dach in vier Schulgebäuden (ein Hauptstandort und drei Außenstellen (500 m, 6 bzw. 35 km entfernt)):
Daneben existieren noch kleinere Bildungsgänge, zum Beispiel Abendunterricht für Auszubildende, die sich während ihrer Ausbildungszeit die Fachhochschulreife erarbeiten.
Die Lehrkräfte unterrichten nie in allen Schularten, sondern stets nur in zweien oder dreien – beispielsweise arbeite ich seit einigen Jahren mit einem Schwerpunkt auf meinen Fächern Deutsch und Philosophie am Beruflichen Gymnasium (das ist ausschließlich Sekundarstufe II, also Oberstufe), aber weiteren Stunden im Berufsschulunterricht, vor allem für Buchhändler an der Landesberufsschule (Blockunterricht für alle Buchhandelsauszubildenden Schleswig-Holsteins).
Der größte Teil der Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen hat einschlägige berufliche Vorbildung, also im Regelfall mindestens eine Ausbildung absolviert, deshalb sind unsere Referendarinnen und Referendare meist auch ein paar Jahre älter als die an allgemeinbildenden Schulen. Daneben gibt es so einige Seiteneinsteiger, die ursprünglich beispielsweise aus technischen oder naturwissenschaftlichen Studiengängen stammen und danach häufiger mehrere Jahre in der sogenannten freien Wirtschaft arbeiteten. Gerade am Beruflichen Gymnasium ist der Anteil der Lehrkräfte, die ursprünglich für das Lehramt am Gymnasium studierten, sehr hoch.
Habt Ihr noch Fragen?
Ich möchte daher hier kurz einmal vorstellen, wie eine solche Schule aufgebaut sein kann, und ich werde immer wieder auf unsere Schule zurückgreifen (und auf diese verlinken, stelle aber ausdrücklich fest, dass dieser Artikel keine offizielle Information darstellt!): zum einen, weil ich sie am besten kenne, vor allem aber, weil sie als Schule im ländlichen Raum nicht so stark spezialisiert ist wie so manche großstädtische Schule und daher vielgestaltiger ist als diese.
Unsere Schule beispielsweise versammelt unter ihrem organisatorischen Dach in vier Schulgebäuden (ein Hauptstandort und drei Außenstellen (500 m, 6 bzw. 35 km entfernt)):
- die eigentliche Berufsschule für gewerbliche oder kaufmännische Berufe (verpflichtender Unterricht, den die Auszubildenden während ihrer dualen Berufsausbildung besuchen – entweder an ein bis zwei Berufsschultagen pro Woche oder aber im Blockunterricht für 5 oder 6 Wochen pro Schulhalbjahr)
- berufsvorbereitenden Unterricht (z. B. für schulpflichtige S, die bislang noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben (Ausbildungsvorbereitendes Jahr) und für S, die das erste Ausbildungsjahr ganz in der Schule verbringen (Berufsgrundbildungsjahr))
- Berufsfachschule Typ I (ein- bzw. zweijährige fachbezogene Schulbildung für S mit Hauptschulabschluss, die zum Mittleren Schulabschluss führen kann)
- Berufsfachschule Typ III (zu Berufsabschlüssen führende fachlich ausgerichtete schulische Bildungsgänge, deren Voraussetzung entweder der Hauptschul- oder der Realschulabschluss ist)
- Fachoberschule (Klasse 12) (führt für S mit besonderen Eingangsvoraussetzungen zur Fachhochschulreife)
- Berufliches Gymnasium (führt die S, die eine Sekundarstufe I absolviert haben, zum Abitur, also zur Allgemeinen Hochschulreife)
- die Berufsoberschule (13. Klasse) führt zu einer fachgebundenen, unter bestimmten Bedingungen auch zur allgemeinen Hochschulreife
Daneben existieren noch kleinere Bildungsgänge, zum Beispiel Abendunterricht für Auszubildende, die sich während ihrer Ausbildungszeit die Fachhochschulreife erarbeiten.
Die Lehrkräfte unterrichten nie in allen Schularten, sondern stets nur in zweien oder dreien – beispielsweise arbeite ich seit einigen Jahren mit einem Schwerpunkt auf meinen Fächern Deutsch und Philosophie am Beruflichen Gymnasium (das ist ausschließlich Sekundarstufe II, also Oberstufe), aber weiteren Stunden im Berufsschulunterricht, vor allem für Buchhändler an der Landesberufsschule (Blockunterricht für alle Buchhandelsauszubildenden Schleswig-Holsteins).
Der größte Teil der Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen hat einschlägige berufliche Vorbildung, also im Regelfall mindestens eine Ausbildung absolviert, deshalb sind unsere Referendarinnen und Referendare meist auch ein paar Jahre älter als die an allgemeinbildenden Schulen. Daneben gibt es so einige Seiteneinsteiger, die ursprünglich beispielsweise aus technischen oder naturwissenschaftlichen Studiengängen stammen und danach häufiger mehrere Jahre in der sogenannten freien Wirtschaft arbeiteten. Gerade am Beruflichen Gymnasium ist der Anteil der Lehrkräfte, die ursprünglich für das Lehramt am Gymnasium studierten, sehr hoch.
Habt Ihr noch Fragen?
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
Stephan am :
Mit meinen Fächern Deutsch, Geschichte und Sozialkunde bin ich da eher ein Exot, der "Nutto" und "Bretto" nicht auseinanderhalten kann, ich arbeite aber trotzdem gerne an meiner Schule.
Hanjo Iwanowitsch am :
Schorsch am :
die BOS (Berufsoberschule) führt ebenfalls zur allgemeinen Hochschulreife
und genau da liegt das Problem, das in vielen Bereichen der Berufsschule von Kollegen unterrichtet wird denen jegliche Beruflichkeit fehlt. So das am Ende so etwas raus-kommt wie die BFSI führt zu mittlerer Reife, was Blödsinn ist, die BFSI führt zum Berufsfachschulabschluss, der der mittleren Reife gleichwertig ist, aber vielmehr noch den Schülern Beruflichkeit vermittelt hat, was sie optimal auf eine Ausbildung im Berufsfeld vorbereiten sollte. Unser Problem ist das wir die Lernenden in den Berufsschulen einfach nur zum Abitur führen aber dabei vergessen das wir eine Berufsschule sind und ihnen entsprechend Beruflichkeit vermitteln müssen. Tun wir das nicht verlieren wir in der Politik und bei den Menschen zu Recht unsere Daseinsberechtigung und die Lernenden wandern an die allgemeinbildenden Schulen ab, weil sie davon ausgehen das die beruflichen Schulen auch nur verkappte allgemeinbildende Schulen sind.
Hanjo Iwanowitsch am :
Das Fehlen der Beruflichkeit habe ich noch nicht als Problem gesehen – schon, weil zunächst mal definiert werden müsste, was genau das ist (auch Berufsschullehrer haben bestenfalls unterschiedliche Vorstellungen), bevor im zweiten Schritt gefragt werden müsste, wieso nicht aus dem beruflichen System stammende Lehrkräfte dieses Ziel nicht erreichen können sollten.
Generell halte ich die vielen unterschiedlichen Bildungswege, die die Lehrkräfte absolviert haben, für einen Erfahrungsgewinn für das Schulleben, von dem ich mir wünschte, dass auch die allgemeinbildenden Schularten daran teilhaben könnten.
Zum »Blödsinn«: vielen S ist genau die Entsprechung zur mittleren Reife wichtig – vielleicht auch, weil sie aufgrund der beruflichen Erfahrung in den Praktika bemerken, dass die bislang eingeschlagene Richtung doch nicht die richtige ist.
Das Abwandern in die allgemeinbildenden Schulen sehen wir nicht so sehr als Problem, allerdings haben wir Einbußen zu verzeichnen, die auf die Zusammenlegung der Haupt- und Realschulen zu Gemeinschaftsschulen und den längeren Verbleib der S dort zurückgehen.
Für das Berufliche Gymnasium hingegen ist zu konstatieren, dass seine Attraktivität eher ein Problem für die allgemeinbildenden Gymnasien ist …